2021_paraguay
Donnerstag, 25.11.2021 – 2G: “Die Gedanken sind frei”
Heute ist es wieder mal soweit: Abflugtag! Als Reiseziel steht Südamerika, speziell Paraguay, an. Eigentlich wollte ich diesen Winter mit dem eigenen Motorrad durch Südamerika fahren, um die 3. Etappe der Weltumrundung anzugehen. Corona hat mir einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Nicht nur, daß die Container für den Motorradtransport wegen der zusammengebrochenen Lieferketten gerade sündhaft teuer sind (5-10x mehr!), auch die Einreisebestimmungen und Coronaregeln machen einen Grenzübertritt zu Lande schwirig bis fast unmöglich. Besonders für mich als (immer noch) “ungeimpften Rebellen”. Das heißt, geimpft bin ich schon gegen alle erdenklichen Infektionskrankheiten, allerdings halt nicht gegen Covid-19. Und so lange ich mehr Angst und Bedenken vor dem Impfstoff als vor der Krankheit selbst habe, wird das wohl auch so bleiben. Immerhin bin ich für die nächsten Tage im 3G+ Status, nach dem gestrigen negativen RT-PCR Test. Ohne den brauchst du erst gar nicht zum Flughafen fahren. In der Bahn wollten die den gar nicht sehen. “Stichproben mach andere Kollegen”, so die Schaffnerin. Mein Flug geht erst heute Abend um 22 Uhr. Trotzdem fahre ich mit dem frühen 06:24 Uhr Zug über Stuttgart nach Frankfurt. Grund sind noch zwei Dokumente, die ich im Konsulat von Paraguay abholen will. Die brauche ich für die Beantragung der “Cedula” in Paraguay. Die Cedula ist eine Art Daueraufenthaltsgenehmigung mit Personalausweis. Die könnte mir bei einer späteren Motorradtour durch Südamerika noch recht nützlich werden. Bei den Dokumenten handelt es sich um eine internationale Geburtsurkunde und ein internationales polizeiliches Führungszeugnis. Damit man die bekommt muß man einen wahren Bürokratiemarathon bewältigen. Denn die zuerst beim Bürgeramt beantragt, dann vom Regierungspräsidium überbeglaubigt und schließlich vom paraguayischen Konsulat legalisiert werden. Und das dauert … . Das Regierungspräsidium benötigt locker 6 Wochen und das Konsulat nochmals 4 Wochen! Und bei der Beantragung in Paraguay darf das polizeiliche Führungszeugnis nicht älter als 90 Tage sein. Da brauchst du fast einen Projektplaner. Jedenfalls habe ich vorgestern endlich die Rechnung vom Konsulat bekommen und sofort überwiesen. Beim Hinterhertelefonieren war selbst nach 50 maliger Wahlwiederholung kein Durchkommen, um die Dringlichkeit zu signalisieren. Praktischerweise ist das Konsulat in Frankfurt, von wo ich auch wegfliege. Morgens um 10 Uhr stehe ich bei denen auf der Matte. Und tatsächlich sehen die meine Dringlichkeit ein. Ich soll in zwei Stunden wiederkommen zum Abholen. Bis dahin wollen sie die Papiere fertig machen. Was macht man, wenn man zwei Stunden in der Kälte warten muß? Man setzt sich irgendwo in ein Cafe zum Aufwärmen. Jetzt stellt sich im Nachhinein jedoch heraus, daß ich meinen Abflugtag maximal schlecht geplant habe. Denn ab heute gilt hier die 2G Regelung in Geschäften und Restaurants. Heißt, nur Geimpfte und Genesene dürfen rein – ich muß draußen bleiben! Und das, obwohl ich im Gegensatz zu den Geimpften einen negativen PCR-Test vorweisen kann. Also laut RKI den “Gold Standard” aller Coronatests. Jetzt weiß ich auch, wie es vor 88 Jahren den Juden in Deutschland erging, als man sie sukzessive aus dem öffentlichen Leben verbannt hat. Sind wir Ungeimpften jetzt die “neuen Juden”? Fast mein ganzes Leben lang habe ich mich gefragt, wie es 1933 dazu kommen konnte, daß die Nazis einen totalitären Staat errichteten und eine Bevölkerungsgruppe an den Rand der Gesellschaft drängen konnten – jetzt weiß ich es! Leider! Irgendwann werden sich hoffentlich mal sehr viele Leute für diese politischen Entscheidungen vor den “2. Nürnberger Prozessen” nach 1946 verantworten müssen. Wenigstens einen Coffee-To-Go bekomme ich beim Starbucks. Ich muß den halt draußen in der Eiseskälte trinken. Zum Aufwärmen bleibt mir nur der Gang in die U-Bahn – schon traurig, wie man hier “im besten Deutschland aller Zeiten” wieder mit den Menschen umgeht. Der Vorteil wiederum liegt darin, daß wenn du keine sozialen Kontakte (mehr) hast, das Virus dich nicht erwischt. Das verbreiten die Geimpften unter sich. Wenigstens kann ich um 12 Uhr meine Dokumente im Konsulat von Paraguay abholen. Das war wirklich auf den letzten Drücker! Den Nachmittag schlage ich mir auf dem Flughafen um die Ohren mit Nichtstun und Herumhängen. Wirklich viel los ist hier immer noch nicht, Corona sei Dank. Dafür sind die Bürokratie und die Sicherheitsvorkehrungen gestiegen. Check-In und Gepäckaufgabe gibt’s fast nur noch online. Zum nötigen PCR-Test, nicht älter als 72 Stunden, benötigt man auch eine Gesundheitserklärung für Paraguay. Die muß maximal 24 Stunden vor dem Abflug über ein Online-Formular durchgeführt werden. Kurz vor dem Boarding erfahre ich dann vom Bodenpersonal noch, daß ich so ein Ding auch für Brasilien ausfüllen muß, da ich dort im Transit bin. Irgendwann ist es mir dann doch noch gelungen, auch diese Erklärung mit dem Handy abzuschicken und eine Bestätigungs-pdf zu bekommen. Jetzt steht der Reise erstmal nichts mehr im Wege. Neben mir im Jumbojet sitzt ein Italo-Portugise. Der spricht außer italienisch und portugiesisch auch noch spanisch und englisch – nicht schlecht. Er gibt mir viele Tipps zu Südamerika. Für Paraguay soll ich mir das Wort “Muambo” merken. Das sind die günstigen, unverzollten Güter, die es dort überall zu kaufen gibt. Meinen Eindruck zum schlechten Service der LH kann er nur bestätigen: “Schade, daß es keine Pornos im Inflight Service zu sehen gibt”, meint er.
Freitag, 26.11.2021 – Abreise nach Paraguay
Nachdem ich gestern den Flughafen in Frankfurt näher kennengelernt habe, ist heute der Flughafen “Guarulhos” in Sao Paulo dran. Denn der Jumbo landet morgens um 6 Uhr Ortszeit und mein Weiterflug nach Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay, startet erst um 15:40 Uhr nachmittags. Wirklich viel mehr unternehmen als in Frankfurt, kann man hier auch nicht. Zudem ist das WLAN auch noch kostenpflichtig. Da bleibt nur der Gang zum Starbucks, wo es das nach Kauf eines Kaffees für 1,5 Stunden für umme gibt. Das Wetter in Sao Paulo ist wechselhaft. Es regnet immer wieder mal bei Temperaturen um die 25 Grad. Aber auch diese 8 Stunden Warterei hat irgend wann mal ein Ende. Denn um 15:40 Uhr Ortszeit startet mein Flieger der LATAM Airlines mit Flugnummer 1300 nach Asuncion, der Hauptstadt Paraguays. Wie riesig Sao Paulo wirklich ist, sehe ich vom Fenster des Airbus 320 aus. Für das Umfliegen der 12 Millionen Megametropole benötigt der Jet eine Viertelstunde. Eine gute Stunde später erreiche ich dann endlich mein Ziel: den Silvio Pettirossi Airport in Asunción. Der größte Flughafen Paraguays hinterlässt eher den Eindruck eines Provinzflugplatzes. Das Flughafengebäude ist relativ klein und viele Jets stehen hier wahrlich nicht herum. Die Immigration geht schnell und verläuft problemlos. Den negativen PCR-Test, nicht älter als 72 Stunden, und den QR-Code der Online-Gesundheitserklärung wollen sie sehen. Am Ausgang wartet schon der Deutsch-Paraguayer Manuel auf mich, der mich abholen soll. Etwas überrascht bin ich schon, als Manuel mich in tiefstem bayrisch anspricht. Er hat die ersten 18 Jahre seines Lebens in München verbracht – daher. Wegen der Rush-Hour am Freitag Abend dauert die 20 km Fahrt schon eine gute Stunde. Das gibt mir jedoch die Gelegenheit den Manuel über die Gepflogenheiten hier im Land auszuquetschen. Er gibt mir viele nützliche Tipps, die ich mir unbedingt einprägen muß. Den Manuel hat mir die Deutsche Nathalie Lucia organisiert. In ihrer Pension werde ich die ersten Tage hier verbringen, da ich auch noch 3 Tage Quarantänne hinter mich bringen muß. Die Anlage ist in Nemby, einem Vorort von Asuncion: https://zengarden-paraguay.com/ . Auf Nathalie bin ich über eine paraguayische facebook Gruppe gestoßen. Ich hatte zuvor auch schon ein Hotel in der Innenstadt gebucht, aber wieder storniert, als man mir sagte, ich müsste während der Quarantänetage im Zimmer bleiben. Nathalie besitzt Ferienhäuser in einem großen abgesperrten Areal. Da kann ich mich wenigsten frei bewegen. Und mit einem Buddha unter einem großen tropischen Baum kommt hier sogar so etwas wie asiatisches Flair auf. Sie hat mir auch dankenswerterweise den Kühlschrank gefüllt, damit ich hier nicht verhungere. Die Lebensmittelliste habe ich ihr schon vor meiner Abreise per Whats-App durchgegeben, und natürlich auch das Bier nicht vergessen. Heute Abend bin ich wegen der langen Anreise ziemlich platt, sodaß ein Kochen nicht mehr in Frage kommt. Nathalie ruft dankenswerterweise einen Pizzaservice um die Ecke an.
Samstag, 27.11.2021 – ZEN Garden Paraguay
Die 5 Tage Quarantänezeit in Paraguay beginnen glücklicherweise schon mit dem Tag, an dem man den PCR-Test in Deutschland durchgeführt hat. Also ist heute schon mein 3. Quarantänetag. Die Ferienanlage, in der ich wohne, ist noch im Bau. 2 Häuser sind fertig, von denen ich eines bewohne. Das andere steht noch leer. Ich bin also der einzige Gast in dem fast 0,5 Hektar großen Areal. Ich ahbe also genügend Freilauf in meinem “Gefängnis”. Mit den beiden Hunden Luna und Mina sowie der Katze Felix habe ich mich schon angefreundet. In meinem Haus wohne ich auf zwei Stockwerken. Unten ist die Wohn-/Eßküche und oben das riesige Schlafzimmer mit Bad. Die Einrichtung ist ziemlich neu und hat fast europäischen Standard. Auch ein großer Flachbildschirm steht im Wohnzimmer. Über Internet kann man sogar Netflix und deutsch Programme empfangen. Das einzige Manko ist der noch nicht gebaute Pool. Ansonsten könnte man hier auch längere Zeit in Quarantäne verbringen. Zumal die hier auch Internetfernsehen mit Netflix haben.
Sonntag, 28.11.2021 – 2. Quarantänetag
Heute gibt es nicht viel zu berichten, außer daß das Wetter schlecht ist. Es ist bedeckt, regnet und gewittert immer wieder mal. Aber es ist halt momentan auch Regenzeit hier, wie meine Vermieterin Nathalie weiß. Und dann liegen die Temperaturen auch nur bei etwa 25 Grad und nicht bei 35, was den Aufenthalt angenehmer macht. Das gibt mir die Gelegenheit etwas Fitness zu betreiben. Da die Anlage noch im Bau ist, wurde in einer Ecke erstmal ein Berg mit Erde zusammengeschoben. Der ist sogar etwas höher als die Mauern um das Gelände. Ein guter Aussichtspunkt für die beiden Hunde Luna und Mira. Und natürlich auch ich kann auf diesem das Geschehen außerhalb meines “Gefängnisses” beobachten.
Montag, 29.11.2021 – Zurück in die Freiheit
Mein erster PCR-Test in Deutschland vor der Abreise ist jetzt exakt 5 Tage alt. Das heißt, ich kann mich heute freitesten aus der Isolation. Gleich nach dem Frühstück rufe ich ein Uber Taxi an, das mich vor der Unterkunft aufgabelt und in das Drive-In Testcenter des “Hospital Universitario Sirio Libanes” bringt. Lange warten muß ich nicht, denn vor mir steht nur ein Auto. Der PCR Befund wird mittels eines Spucktests durchgeführt. Man muß 2 ml Spucke in ein Röhrchen abgeben, kann dabei aber im Auto sitzen bleiben. 2 ml hört sich wenig an, ist aber schon ne gehörige Menge. Zum Glück wusste ich das vorher schon und konnte entsprechend viel Wasser trinken. Nach 3 Minuten war dann auch “ausgespuckt”, Röhrchen voll und ich leer. Der Spaß kostet hier 475.000 Guarani (einheimische Währung). Das sind etwa 60 Euro, also teurer als zu Hause. Aber was tut man nicht alles für seine persönliche Freiheit. Ich muß noch ein Formular in spanisch ausfüllen und meine email Adresse angeben. Dorthin wollen die mir das Ergebnis bis heute Nachmittag um 14 Uhr senden. Vorsorglich bekomme ich auch noch ne Telefonnummer des Labors, um nachfragen zu können. Als ich um 15 Uhr immer noch kein Ergebnis habe, schaltet sich Nathalie mit ihren Spanischkenntnissen ein und übermittelt mir das negative Ergebnis – ich bin frei! Endlich! Sofort ziehe ich mir Schuhe an und mache mich auf einen ersten Erkundungsgang hier in Nemby, einer Vorstadt von Asuncion. Was mir sofort auffällt ist, daß es hier keine Gehwege gibt. Das liegt einerseits daran, daß die Gehwegen vor dem Grundstück jeder Eigentümer selbst anlegen muß und meistens dafür das Geld fehlt. Meine Erklärung ist, daß die Paraguayer so bequem sind, daß sie niemals auf die Idee kämen, irgendwohin zu Fuß zu gehen und somit die Bürgersteige sowieso nutzlos wären. Daran kann man mich zu Fuß laufenden “Extranjero” (Ausländer) auch schnell erkennen.
Dienstag, 30.11.2021 – Letzter Tag im ZEN Garden
Heute ist mein letzter Tag hier, denn morgen will ich mal rein in die Altstadt von Asuncion. Vor allem benötige ich noch eine hiesige SIM-Karte für mein Handy. Es gibt mehrere Anbieter. Tigo ist wohl der gängigste und am weitesten verbreitete Anbieter. Also nehme ich den. Nur zwei Kilometer entfernt von hier ist ein Hiipermercade. Das ist so eine Art Großmarkt mit vielen angeschlossenen Geschäften, in dem man praktisch alles bekommt. Natürlich gehe ich wieder zu Fuß, denn ich habe ja Zeit. Ich war gestern Abend schon mal hier, hatte aber meinen Pass vergessen. Im Hipermercado ist auch ein Schalter von Tigo. Natürlich sprechen die beiden jungen Mädels kein englisch. Und mein spanisch ist (noch) nicht ausreichend für sicheres verhandeln. Aber mit dem Google Translator auf deren Laptop kann ich denen dann doch klarmachen, daß ich nur Tourist bin und keinen Monatsvertrag brauche, sondern lediglich eine Prepaid SIM Karte. Trotzdem muß ich einen seitenlangen Vertrag ausfüllen und unterschreiben. Kosten tut die SIM Karte gar nichts, denn aufladen können die Mädels mir den nicht. Dazu muß ich raus aus dem Hipermarkt und um die Ecke in einen Handyshop. Aber auch das funktioniert und ich lade erstmal 30.000 Guarani als “Saldo” auf meine Karte. Derzeit sind etwa 8000 Guarani ein Euro. Mein zweiter Gang führt mich zum 3,5 km entfernten Geldautomaten, da die am Hipermarkt nicht funktionieren. Und auch diesen Weg lege ich natürlich per Pedes zurück. Denn ich brauche dringend Bewegung nach der Quarantäne. Und Joggen ist hier quasi unmöglich. Auf den befestigten Hauptstraßen wirst du entweder überfahren oder aber mit Abgasen eingenebelt. Und auf den mit Natursteinen gepflasterten, sandigen Nebenstraßen bricht man sich beim Joggen die Beine. Den letzten Abend hier in Nemby verbringe ich um die Ecke meiner Unterkunft an einem Bottleshop, der Bier verkauft. Man reicht mir, wie allen anderen Gästen, einen Plastikstuhl, der auf dem Gehweg platziert wird. Dann kaufst du dir ein eiskaltes Bier deiner Wahl (natürlich wird meines ein Corona) und setzt dich zu den Einheimischn. Drei Bier später ist dann auch dieser Abend vorbei.
Mittwoch, 01.12.2021 – Auf nach Asuncion
Es ist wirklich ein Jammer, daß ich zu früh hierhergekommen bin. Denn sowohl der Pool (sapnisch piscina), als auch der Whirlpool sind noch nicht gebaut. Das hätte den Aufenthalt hier noch angenehmer gemacht als er so schon war. Verabschieden muß ich mich nicht nur von Nathalie, sondern auch noch dem Gärtner Augustin, sowie den beiden Hunden Luna und Miro und natürich dem Kater Felix. Die haben mir während meines Weggesperrtseins hier gute Gesellschaft geleistet. Die Restlebensmittel aus dem Kühlschrank bekommt Augustin, der Gärtner, sowie sein Gehilfe. Mit dem Uber Taxi geht es dann in einer Stunde die gut 10 km rein in die Altstadt von Asuncion. Genauer gesagt ins Hotel Palmas del Sol. Das macht nicht mehr den allerneuesten Eindruck, ist aber sauber und das Frühstück inbegriffen. Lediglich der Pool ist etwas trübe. Das Uber Taxi kostet für die Stunde Fahrt nur etwa 6 Euro. Am Nachmittag mache ich noch einen Spaziergang durch die Altstadt von Asuncion. Wirklich viele alte Gebäude aus der Kolonialzeit sieht man hier nicht mehr viele. Das Stadtbild ist typisch lateinamerikanisch. Die Fassadenn vieler Häuser haben ihre schönste Zeit längst hinter sich und brökeln schon ab. Positiv zu erwähnen ist, daß es hier tatsächlich Gehwege gibt, und anders als in den Vorstädten auch die Fußgänger dazu. Allerdings sind die Trottoir meist in sehr schlechtem Zustand, sodaß du ständig Augenmerk auf die paar Meter vor dir richten musst um nicht zu stolpern. Asuncion liegt direkt ann der Grenze zu Argentinien und wird nur durch den riesigen Strom “Rio Paraguay” getrennt. An der Nordseite der Altstadt hat der ne Bucht mit dem schönen Sandstrand “Bahia de Asuncion”. Allerdings hinterlässt erstens das Wasser nicht gerade den saubersten Eindruck und zweitens ist das Baden hier sowieso verboten – warum habe ich nicht herausgefunden.
Donnerstag, 02.12.2021 – Behördengänge
Meine Einwanderungshelferin Evelin hat mich gestern kontaktiert. Sie würde gerne die nötigen Behördengänge für die Beantragung meiner Daueraufenthaltsgenehmigung hier in Paraguay heute früh machen. Evelin lebt schon in dritter Generation in Paraguay und hat sowohl einen deutschstämmigen Großvater, als auch einen deutschen Vater. Ein Teil ihrer Familie stammt aus dem schwäbischen Backnang. Das hört man an ihrem fast perfekten Deutsch. Deshalb ist sie auch im Gegensatz zu den Paraguayern überpünktlich und holt mich morgens um 8 Uhr vom Hotel ab. Wir müssen einen regelrechten Behördenmarathon heute hinter uns bringen, meint sie. Das kenne ich schon von voriger Woche, sage ich ihr. Den ersten Stop beim Arzt zum Gesundheitscheck hat Evelin schon praktischerweise für mich erledigt, ohne mein Beisein – vermutlich reicht dem Arzt ein Bild von mir, um das zu diagnostizieren – das nenne ich mal wirklich sportlich. Mein erster Stop mit ihr ist beim Notar. Dort werde ich als möglicher künftiger Bürger Paraguays ins Grundbuch eingetragen. Im dunklen Hinterzeimmer wartet dann schon ein Bote von ihr. Das Zimmer gleicht einer Rumpelkammer und hat keine Fenster. Licht wohl auch nicht, denn es wird die Tür zum Hinterhof einen Spalt geöffnet, sodaß ein fales Licht in den Raum fällt. Die Szenerie ist irgendwie unheimlich. Wir stehen mitten im Raum um einen alten Tisch. “Jetzt wo hasch dein Geld”, fragt mich Eveline. Etwas zögerlich rücke ich die mitgebrachten 4150 Euro heraus und lege sie auf den Tisch. Sogleich beginnt der Bote mit nachzählen. Der Stapel Euro entspricht genau den 31 Millionen einheimischer Währung Guarani. Denn das ist die Summe, die ich temporär in der Nationalbank hinterlegen muß, um nachzuweisen, daß ich auch liquide bin und nicht den Paraguayern auf der Tasche liege. Der Bote steckt das Geld ein und verschwindet (hoffentlich nicht für immer!), um es auf dem Schwarzmarkt zu tauschen, wegen des besseren Kurses. Von der Summe könnte ein Normalverdiener hier ein Jahr lang auskommen. Das Geld kann ich in ca. 6 Wochen nach Erhalt der Daueraufenthaltsgenehmigung wieder abholen, meint Evelin. Sie stellt mich an die Wand, macht noch ein Bild mit dem Handy von mir und schickt es sofort zu einem Fotogeschäft. Bis wir dort ankommen sind die Passbilder schon fertig. Die Frau ist gut organisiert, denke ich mir. Aber sie macht das auch mehrmals pro Woche. Nächster Gang ist zu Interpol von Paraguay. Wer gedacht hat, daß die sich in einem modernen Gebäude mit Spiegelglasfassade befindet, hat sich getäuscht. Das einstöckige Flachdachgebäude hat die besten Jahre längst hinter sich. Wenigstens ein übergroßes, vonn der Sonne vergilbtes Interpol-Schild thront auf dem Dach. Die Einrichtung der Räume sind für meinen Begriff noch älter als die Fassade des Gebäudes und stammen vermutlich aus den 70er Jahren. Alte, massive Holzschreibtische und Regale an der Wand, die ächtzen von der Last der tonnenweise Papierstapel, die darauf abgelegt wurden. Von Computern keine Spur. Langsam komme ich mir vor, wie in einem amerikanischen Gangsterfilm aus den 70er Jahren. Ein Beamter rollt sorgfältig schwarze Tinte aus einem Eimer professionell auf ein schwarzes Brettchen. Denn hier bei Interpol werden mir erstmal Fingerabdrücke abgenommen, erst einzeln von jedem Finger beider Hände, dann beide Hände nochmals komplett. Selbst darf ich das nicht machen. Der Beamte führt meine Finger nacheinander zum Farbe aufnehmen auf das Brettchen und dann auf die entsprechende Stelle des Formularpapiers. Weg bekommt man die Reste der schwarzen Tinte nicht komplett. Die klebt echt gut an den Fingern. Anschließend werden meine Personalien erfasst, ich muß wieder unzählige Dokumente unterschreiben und das ganze wird (wohl) zur Überprüfung weggeschickt. Bis das Ergebnis zurück ist, bin ich sicherlich schon in Rente, wenn ich mir die Papierstapel hier so ansehe. Aber die wollen halt sicher gehen, daß ich nirgends auf der Welt wegen irgendwelcher Delikte gesucht werde. Wirklich schade, daß man bei den Behörden nicht Filmen und Fotografieren darf. Nächste Fahrt endet an der Zentralbank Paraguays. Dort wartet schon der Bote mit einer Papiertüte voller Geld auf uns – 31 Millionen Guarani! Er ist also doch nicht geflüchtet! Noch nie im Leben hatte ich so viele Geldscheine in der Hand – wenn es nur Euro wären! Die Knete nehmen wir mit in die sehr gut bewachte Zentralbank. Am Eingang ist eine Sicherheitskontrolle, fast schärfer als am Flughafen. Eine halbe Stunde später bin ich dann auch mein Bündel Geld los und bekomme eine Quitting für die Einzahlung. Wieder aus der Bank raus wartet auch schon ein weiterer Bote von Evelin. Der hat gleich zu Beginn meine beiden mitgebrachten Papiere, also die internationale Geburtsurkunde und das internationale polizeiliche Führungszeugnis, beim Ausländeramt legalisieren lassen. Damit sind das die 4. Stempel von unterschiedlichen Behörden (Deutschland & Paraguay) auf diesen Papieren! Und weiter geht die Behördenreise, diesmal wieder zurück zum Notar. Denn der braucht jetzt die Quittung über mein Gelddeposit auf der Zentralbank. Evelin scheint vor jeder Behörde wie zufällig immer direkt vor der Tür einen freien Parkplatz zu finden, denn die sind rar hier in der Stadt. Des Rätsels Lösung: die Parkplätze werden von Privatpersonen “gmanaged”. D. h. die bekommen ein paar Guarani für das freihalten und Abkassieren der Parkplätze. Das muß ein ganzer “Industriezweig” hier sein, denn diese Jungs stehen echt an jeder Straßenecke – Evelin kennt sie alle persönlich. Nur gut, daß sich die nächste Behörde, das Einwanderungsamt, auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet. Dort werde ich fotografiert und muß nochmals Fingerabdrücke aller 10 Finger hinterlassen. Außderdem muß ich viele Dokumente unterschreiben. Evelin erklärt mir immer was ich unterschreibe, denn lesen kann ich mit meinen geringen Spanischkenntnissen kaum etwas davon. Die Fingerabdrücke und Formulare sind zur späteren Beantragung der Cedula, des paraguayischen Personalausweises, sagt sie mir. Anschließend nach gut vier Stunden sind wir dann tatsächlich bei der letzten Behörde, die wir aufsuchen: die Kriminalpolizei. Auch hier muß ich etwas unterschreiben, das ich nicht lesen kann. Denn ich bekomme später auch einen Ausweis der Kriminalpolizei ausgestellt. Es wird schon alles in Ordnung gehen, denke ich mir. Die Evelin kennt sich gut aus, wurde mir wärmstens empfohlen und kennt alle Mitarbeiter der Behörden persönlich – gut so! Sie macht das fast täglich. Den Nachmittag verbringe ich dann zur Entspannung dann wieder mit einem Stadtbummel.
Freitag, 03.12.2021 – Busfahrkarte nach Encarnation
Meine Bemühungen hier ein Motorrad zu kaufen oder zu mieten sind leider fehlgeschlagen. Den technischen Zustand eines Fahrzeugs kann ich ja noch selbst beurteilen, aber eines zu kaufen traue ich mir ohne einheimische Hilfe noch nicht zu. Der Vetter von Evelin hat leider keine Zeit mit mir eines zu suchen und meinen kompetenten Taxifahrer vom Flughafen, den bayrische Manuel, kann ich nicht erreichen. Und so entschließe ich mich erstmal mit dem Bus weiterzureisen. Ziel soll der Urlauabsort Encarnation ganz im Südosten Paraguays sein. Eine Fahrkarte bekommt man jedoch nur am Busbahnhof. Und der liegt etwa 5 Kilometer entfernt. Mit dem Stadtbus dorthin zu kommen habe ich vergeblich versucht. Die Linien 8 und 31 sind nach einer Stunde immer noch nicht eingetroffen in der Innenstadt. Da habe ich die 20.000 Guarani für ein aufladbares Ticket (Billete) iim Supermarkt Biggies ganz umsonst gekauft. Also muß halt der Taxidienst “BOLT” herhalten. Die App dazu kann man sich aufs Handy laden. BOLT ist vergleichbar mit Uber, die es hier auch gibt, allerdings noch etwas günstiger. Und für etwa drei Euro bis zum “Terminal Omnibuses” auch nicht wirklich teuer. Man bekommt praktisch immer einen zu jeder Uhrzeit. Nach spätestens 3 Minuten steht der da. Im Obergeschoss des Busbahnhofs findet trifft man auf viele kleinere Büros unterschiedlicher Überlandbusgesellschaften. Meiner wird dann der “Expreso Paraguay”. Die knapp 400 km lange Fahrt kostet 115.000 Guarani (20 Euro) und dauert 6-7 Stunden. Es gibt auch günstigere, aber ohne Klimaanlage und ohne WC. Und halten tun die nur zum Ein- und Aussteigen. Direkt vor der Abfahrt kann man sich hier noch gegen Corona impfen lassen, mit Pfizer oder AstraZeneca, wahlweise. Man muß sich nur in eine Liste eintragen, einen Wisch unterschreiben und bekommt sofort ne Spritze verpasst. Natürlich komplett ohne Anamnese. Und ob die in Zivil gekleidete, übergewichtige Dame, die die Spritze setzt, eine Ärztin ist, oder nur eine Krankenschwester, habe ich nicht herausgefunden. Gut für mich, daß man momentan weder geimpft, noch getestet sein muß, um Bus fahren zu dürfen.
Samstag, 04.12.2021 – Stadtrundgang in Asuncion
Jetzt bin ich schon drei Tage hier und war noch nicht am großen Fluß, der den Namen des Landes trägt. Denn der Rio Paraguay fließt in einem Halbkreis um die Stadt und bildet ab hier südwärts die natürliche Grenze zu Argentinien. Gute vier Kilometer vom Hotel Palmas del Sol soll ein schöner Aussichtspunkt auf genau diesen sein. Und weil ich noch nicht allzu viel von der Stadt gesehen habe, entschließe ich mich, dorthin zu Fuß zu gehen. Also wieder mal untypisch paraguayisch. Aber nur wenn du eine Stadt mal zu Fuß abgelaufen bist kennst du dich dort in etwa aus. Außerdem bekommt man viel Interessantes zu sehen. Und so mache ich mich gleich morgens um 9 Uhr auf den Weg dorthin. Morgens ist es noch nicht ganz so heiß wie nachmittags und man kann eher im Schatten laufen. Die Navigations-App Maps.Me bringt mich in einer Stunde auch sicher hin. Die Aussicht auf den Fluß ist tatsächlich toll von einer 40 Meter hohen Klippe. Auf einer steilen, wackligen, verrosteten Eisentreppe mit Holzplanken führt der Weg hinunter zum Wasser. Dort haben grade ein paar Ruderboote angelegt, die Waren von der anderen Seite hierher transportiert haben und diese jetzt mühsam die Klippe hochschleppen. Ein Einheimischer angelt hier mit Leine und Haken nach Fischen. “Hay mucho pescado en el rio?”, frage ich ihn. Ja, es soll tatsächlich noch viele Fische in der braunen Brühe geben. Der 2549 km lange Rio Paraguay entspringt in Brasilien und mündet in den Rio Parana, ganz im Südwesten an der Grenze zu Argentinien. Der Rio Parana wiederum mündet bei Buenos Aires ins Meer. Der Name Paraguay bedeutet in der Sprache der Ureinwohner, also der Guarani, das Wort Wasser. Denn Paraguay hat zwar keinen Zugang zum Meer, aber sehr viele Flüsse und unterirdische Quellen. Nimmt man das Prokopf-Vorkommen als Maßstab, so ist Paraguay das wasserreichste Land der Erde. Allein das Grundwasservorkommen würde reichen um die ganze Weltbevölkerung 200 Jahre lang mit 9 Liter Wasser pro Kopf und Tag zu versorgen. ‘ Auch den Weg zurück zum Hotel gehe ich per Pedes. Allerdings ist es jetzt kurz nach Mittag schon unerträglich heiß. Unbarmherzig brennt der Planet nieder. Zur Abkühlung muß ich immer wieder mal ein Restaurant oder den Verkaufsshop einer Tankstelle aufsuchen, um mich abzukühlen. Gut zu wissen, daß es im Januar und Februar noch heißer hier wird. Da ist am Nachmittag nur noch Siesta und Fußball Bundesliga angesagt. Und am Abend nach Sonnenuntergang zwei Dosenbier am Dispenso auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Despensos sind wie klÄeine Tante-Emma Läden, wo man das nörigste kaufen kann. Abends sind die Eisentüren verschlossen und die Waren werden nur noch über eine Durchreiche nach Draußen verkauft. Ähnlich wie in Mexico sitzen die Einheimischen dort zusammen um zu Quatschen.
Sonntag, 05.12.2021 – Weiter nach Encarnation
Das Palmas del Sol Hotel ist vom Preis-/Leistungsverhältnis kaum zu schlagen. Lediglich der Pool und der Kaffee am Frühstücksbuffet lassen zu wünschen übrig. Das Frühstück gibt*s schon ab 6 Uhr. Und so habe ich keine Eile meinen Bus um 9 Uhr zu bekommen. Das Taxiunternehmen BOLT bringt mich für 2,50 Euro dorthin. Beim Einchecken bekommt man sogar einen Gepäckschen für den abgegebenen Rucksack. Der moderne Doppeldeckerbus von “Expreso Paraguay” ist nicht mal zur Hälfte besetzt und fährt dann auch pünktlich ab. Bis der Bus dann die letzte Vorstadt von Asuncion hinter sich gelassen hat, vergehen fast anderthalb Stunden. Jetzt sehe ich endlich mal etwas von der Landschaft hier. Aber die wird mit der Zeit recht eintönig. Das Land ist relativ flach. Wirkliche Berge gibt es nicht zu sehen. Aber alles ist grün. Die meisten Flächen liegen brach oder sind Weiden für die Rinder. Von denen soll es wirklich viele geben in Paraguay. Die Überlandstraßen sind in recht guten Zustand. Die Zufahrten jedoch meist mit Natursteinen gepflastert oder ganz unbefestigt. In der Regenzeit kann das zum Problem werden, wenn du kein allradgetriebenes Fahrzeug hast, um an dein Grundstück zu kommen. In den wenigen Städten auf der Fahrt nach Encarnation hält der Bus zum Zu- oder Aussteigen an. Eine Rast, auch nicht um die Mittagszeit, gibt es nicht. Von fliegenden Händlern, die immer wieder mal zusteigen, kann man Essen und Trinken kaufen. Wenigstens ein funktionierendes WC ist an Bord. Um halb drei Uhr nachmittags dann endlich Ankunft am Busbahnhof in Encarnacion. Per WhatsApp chatte ich Alex an, die mich hier abholen kommen will. Alex ist Tirolerin und lebt schon zwei Jahre hier. Auf ihren Kontakt bin ich über eine facebook Gruppe gestoßen. Sie hat mir angeboten, daß ich ein paar Tage in ihrem Gästezimmer verbringen kann. Leider wohnt sie 6 km außerhalb der Stadt in einer ruhigen Siedlung. Aber für’s erste eine willkommene Anlaufstation für mich. Ich kann sämtliche Einrichtungen in ihrem kleinen angemieteten Häuschen nutzen. Und so ist mein erster Gang am Abend in den “Supermercado La Familia”, um mir Frühstück und ein paar Feierabendbiere für die nächsten Tage zu kaufen. Die Feierabendbiere hätte ich mir auch schenken können, denn gleich um die Ecke ihres Häuschens ist ein Despenso, wo man kaltes Bier bekommt.
Montag, 06.12.2021 – Encarnacion
Encarnation liegt auf einer Halbinsel des riesigen Rio Parana. Der Fluß ist mit 4880 km Länge hnter dem Amazonas der zweitlängste Fluß in Südamerika. Er entspringt südlich des Amazonas und bildet die natürliche Grenze zwischen Brasilien bzw. Argentinien und Paraguay. In Buenos Aires mündet er in den Atlantik. Hier in Encarnation ist er fast so groß wie der Bodensee, stellenweise 40 km breit, wirkt also wie ein See. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses befindet sich die argentinische Großstadt Posadas. Eine Brücke führt über den Fluß dorthin. Heute schaue ich mir mal die Innenstadt von Encarnacion an. Erster Stop ist am Flußufer des Rio Parana, genauer gesagt am 500 Meter langen Sandstrand “Playa San Jose”. Der Strand ist etwa 50 Meter breit und aus feinem, gelben Sand. Hier kommt zum erstn Mal so etwas wie Urlaubsfeeling auf. Und Baden kann man auch. Hinter dem Strand befindet sich eine große Uferpromenade in sehr gutem Zustand. Selbst einen Radweg findet man hier. Vermutlich den einzigen in ganz Paraguay. Auch die schachbrettartige Innenstadt ist in sauberem, neuen und im Gegensatz zu Asuncion gut funktionierendem Zustand. Die Gehwege sind durchweg so gut, daß man beim Laufen getrost mal den Blick nach vorne oder zur Seite schweifen lassen kann. Encarnacion ist halt doch die Tourismus-Stadt Nr. 1 hier und wird nicht umsonst als “die Perle des Südens” bezeichnent.
Dienstag, 07.12.2021 – Badetag
Gestern bin ich nur “zu Besuch” am Strand gewesen, um mir einen Überblick zu verschaffen. Das soll sich heute ändern. Und um die 6,5 km Weg dorthin zu erkunden, gehe ich, untypisch für die Einheimischen, alles zu Fuß. Das Wasser des Parana ist bestimmt 25 Grad warm. Richtig schwimmen kann man jedoch nicht, da man nur bis ca. 20 m raus zu den Bojen darf. Unäd da geht einem das Wasser grade mal bis zu den Hüften – also nur Planschen und Baden angesagt. Die Skyline der etwa 2 km entfernten Großstadt Posadas in Argentinien auf der anderen Flußseite, kann man gut erkennen. Wirklich viel los ist nicht hier unter der Woche. Das soll sich am Wochenende und ab nächster Woche, wenn hier die Ferien beginnen, ändern, sagt man mir. An der “Austria Bar” bekommt man leckere Caipirinha’s mit der Größe von 0,5 Liter für sehr preiswerte 2,50.- Euro. Und damit ich in Bewegung bleibe, laufe ich am Spätnachmittag die 6,5 km dann auch wieder zurück nach Hause. Um die Ecke des Häuschens von Alex befindet sich ein kleiner Laden mit eiskaltem Bier. Dort setze ich mich allabendlich hin un beobachte die schönen Sonnenuntergänge.
Mittwoch, 08.12.2021 – Umzug in die Innenstadt
Täglich zu Fuß zum Strand oder mit dem Taxi habe ich dann doch keine Lust. Und so ziehe ich wieder aus bei Alex und suche mir eine Bleibe in der Innenstadt von Encarnacion. Es wird das “Hostal San Pedro”. Für unschlagbare 10 Euro am Tag (+ 2 Euro Frühstück) bekomme ich ein Einzelzimmer mit Bad. Die haben auch einen großen Aufenthaltsraum mit Terasse und Garten. Und ich bin momentan der einzige Gast hier! Die argentinische Besitzerin ist sehr freundlich, spricht aber wie fast alle hier kein englisch. Das ist für mich insofern gut, daß ich noch mehr am spanisch lernen dranbleiben muß. Außerdem ist heute Feiertag in Paraguay. Es ist der Tag der Wallfahrt. Da pilgern Hunderttausende nach Zur Wallfahrtskirche Caracupe, östlich von Asuncion. Es wird das Marienfest der Jungfrau von Caacupé gefeiert. Jedes Jahr versammeln sich in den Tagen rund um den 8. Dezember (Mariä Empfängnis) in der Basilika von Caacupé und auf dem großen Vorplatz täglich Hunderttausende von Christen. Sie kommen aus allen Teilen Paraguays, aber auch aus ganz Lateinamerika.
Donnerstag, 09.12.2021 – Badetag
Das Wasser des Rio Parana macht tatsächlich einen sauberen Eindruck. Und so spring ich mich bei 37 Grad Außentemperatur ins ca. 26 Grad kühle Naß. Weiter als 20 Meter bis zu den Bojen darf man jedoch nicht raus und wird sofort zurückgepfiffen. Das ist insofern schlecht, als einem da das Wasser grade mal bis zur Hüfte geht. Ein richtiges Schwimmen also fast nicht möglich ist. Also bleibt halt nur planschen oder sich auf dem Rücken legen und treiben lassen.
Freitag, 10.12.2021 – Badetag
Um nicht einzurosten laufe ich heute mal die gut vier Kilometer zur großen Hängebrücke “Puerto Delanchas”. Die verbindet nämlich Paraguay über den Rio Parana mit der argentinischen Großstadt Posadas am anderen Ufer. Einen schlechteren Zeitpunkt als mitten am Tage hätte ich mir nicht heraussuchen können, denn der Planet sticht erbarmungslos vom Himmel.
Sonntag, 12.12.2021 – Ruhetag
Ausschlafen, Ausruhen, Reisebericht schreiben und die nächsten Ziele planen. Zum Sonnenuntergang wie immer an den Strand.
Montag, 13.12.2021 – Weiter nach Hohenau
Nach ner guten Woche hier in Encarnation will ich weiter Richtung Nordosten ziehen. Da es mir hier im Hostal San Pedro sehr gut gefallen hat und auch Encarnacion als Urlaubsort einigermaßen taugt, habe ich das Hostel gleich für die Zeit über Weihnachten und Neujahr wieder gebucht. Deshalb, da grade Ferien sind und in der Weihnachtszeit viele Paraguayer Urlaub machen. Da kann es sein, daß man auf den letzten Drücker keine passende Unterkunft mehr findet. Meine Vermieterin und den Nachtwächter freut es. Denn mit denen komme ich gut aus. Der Nachtwächter hat wie viele Einheimische hier zwei Jobs. Tagsüber macht er Security vor einem Juwelierladen. Mit dem BOLT Taxi lasse ich mich zum “Terminal Omnibus” fahren von wo aus alle Überlandbusse starten. Hier bin ich vorige Woche auch angekommen. Mein Ziel, die “deutsche” Stadt Hohenau ist auch nur etwa 50 km entfernt und in einer guten Stunde erreichbar. Die Stadt wurde am 14. März 1900 von deutschen Kolonisten gegründet, daher der Ortsname. Die Gegend um Hohenau ist durch Landwirtschaft geprägt und hinerlässt fast einen mitteleuropäischen Charakter. Viel von den deutschen Siedlern sieht man nicht mehr. Es sollen aber einige deutsche und deutschstämmige hier leben. Einer davon ist der Besitzer des Palmas Park Hotel y Restaurant, Anrdres, bei dem ich abgestiegen bin. Sein Großvater stammt aus Deutschland. Und so spricht er auch recht gut meine Sprache. An den Abenden sitzen wir immer im Schatten vor dem Hotel bei einem Bier und plaudern über Deutschland und Paraguay. Von ihm erfahre ich vieles über Land und Leute. Unter anderem, daß Paraguay ein sehr korruptes und rückständiges Land ist, das praktisch keine Industrie hat. Und wenn sich dann doch mal Firmen hier ansiedeln wollen, dann werden durch die Politiker Schmiergelder zu erpressen versucht, sodaß die Firmen sich dann lieber im benachbarte Argentinien ansiedeln, wo die Bedingungen wesentlich besser sind. Uns so verbleibt Paraguay halt in seinem Dornröschenschlaf mit Landwirtschaft und Handel.
Dienstag, 14.12.2021 – Bella Vista
Mit dem Bus fahre ich heute ins nur sechs Kilometer, ebenfalls am Highway gelegene, Bella Vista. Auch das ist ein durch Deutsche geprägter Ort im Landesteil Itapúa. Der unterscheidet sich kaum von Hohenau, ist aber etwas kleiner. Am Nachmittag suche ich das nur unweit vom Hotel gelegene Fitnessstudio auf. Das ist relativ neu mit passablen Geräten. Eintritt: 20.000 Guarani, also etwa 2,60 Euro.
Mittwoch, 15.12.2021 – Rio Parana
Um meine müden Knochen mal wieder in Schwung zu bekommen jogge ich auf der gut befestigten Seitenstraße die sechs Kilometer bis zum großen Fluß Parana runter. Der bildet auch hier, wie in Encarnacion, die Grenze zu Argentinien. Viel los ist hier nicht. Aber einen Sportplatz mit Grill- und Sitzgelegenheiten haben sie hier gebaut. Vor allem am Wochenende kommen die Jungen hierher um zu feiern, meint Andres, mein Hotelier. Und dann fahren sie wieder betrunken nach Hause. Und das, obwohl hier in Paraguay eine 0,0 Promille Grenze gilt, die auch immer wieder kontrolliert wird. Und wenn hier schon nichts los ist, nehme ich mir heute halt mal wieder den tollen Hotelpool vor. Abends muß ich immer im Hotelhof Fußball spielen mit Andres Zwillingen Marcelinho und Marcelina. Die haben heute Geburtstag – da muß ich mitspielen.
Donnerstag, 16.12.2021 – Weiter nach Ciudad Del Este
Drei Tage Hohenau sind wirklich genug. Im Hotel und den Abenden mit Andres hätte ich es sicherlich noch länger ausgehalten, aber der Ort gibt wirklich nicht viel her. Und ich wüsste auch nicht, ob ich hierher auswandern und leben möchte. Und so fahre ich weiter, gute 250 Kilometer weiter nach Norden an die Grenzstadt zu Brasilien, Ciudad Del Este. Ich stelle mich einfach morgens an den Highway und warte, bis ein Reisebus vorbeikommt. Dann Daumen raushalten zum Zeichen daß man mitfahren will. Funktioniert tadellos. Der Bus hält an, ich steige ein, bezahle 60.000 Guarani und bin schon unterwegs. Gute drei Stunden später dann Ankunft am Bushbahnhof in Ciudad Del Este (CDE). Von dort geht’s mit dem BOLT Taxi ins Hotel Austria. Das hat mir Andres empfohlen. Man kann es (leider) auch nicht in booking.com finden – vielleicht auch gut so. Denn es ist schon ein Geheimtipp. Schon von Außen hinterlässt es mit den Holzbalkonen einen alpenländischen Stil. Und die Gründer des Hotels waren ausgewanderte Österreicher. In selbigem Dialekt begrüßt mich dann auch die Chefin Renate. Das Austria ist innen rustikal in österreichischem Stil gebaut. Gleich neben der Rezeption hängt ein riesiges Hirschgeweih an der Wand. Der Gastraum ist mit Holzeckbänken, Holztischen und Stühlen bestückt, die Tischdecken natürlich kariert – hier fühlt man sich gleich wie zu Hause. Ciudad Del Este ist eine sehr junge Stadt, erst 1957 erbaut. Sie liegt direkt an der Grenze zu Brasilien und ist über die Freundschaftsbrücke mit der Stadt Foz do Iguaçu verbunden. Das Dreiländereck zu Argentinien liegt nur 10 km südlich. CDE ist eine der größten Freihandelszonen der Welt. Hier kann man zollfrei einkaufen. Deshalb kommen auch täglich viele Brasilianer und Argentinier zum Einnkaufen hierher. 60% des Bruttoinlandsprodukts von Paraguay werden hier umgesetzt. Entsprechend voll von Shopping Malls, Einkaufszentren und Straßenständen ist die Innenstadt. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Natürlich auch viele Spielcasinos. Nur nach Sonnenuntergang scheint die Innenstadt wie ausgestorben. Die Läden schließen und die Stadt ist gespenstisch leer.
Freitag, 17.12.2021 – Iguacu Wasserfälle in Brasilien
Was für mich vor der Reise als absolutes Highlight schon feststand, sind die Wasserfälle von Iguazu. Die sind aber nicht in Paraguay, sondern in Brasilien. Aber eben nur 30 km entfernt von der Grenze in Ciudad Del Este. Die Grenze hier nach Brasilien ist eigentlich offen für Jedermann, ohne Grenzkontrollen. Erst etwa 30 km innerhalb Brasiliens wird kontrolliert. D. h. man muß hier keine Immigration machen, um nach Brasilien zu kommen. Ganz gewiß ist das jedoch nicht. Denn die Brasilianer machen hin und wieder Stichkontrollen. Deshalb ist es ratsam, aut jeden Fall den Paß mitzunehmen. Am wenigsten wird man kontrolliert, wenn man mit dem Privatauto rüberfährt, oder einem Privataxi. Zu Fuß wird man am ehesten angehalten. Noch möglich wäre es mit dem Bus nach Foz do Iguaçu rüberzufahren und von dort die Nr. 120 zu den Wasserfällen zu nehmen. Eine andere Möglichkeit ist es, mit dem gelben Motorradtaxi über die Grenze zu fahren. Die Frage ist aber halt, wie kommt man wieder zurück nach 3-4 Stunden Aufenthalt. Deshalb miete ich mir das private Hoteltaxi samt Fahrer für den ganzen Tag. Kosten: 300.000 Guarani, also etwa 40 Euro. Mein Fahrer spricht leider weder englisch noch deutsch, sondern nur spanisch und etwas portugiesisch. Das ist jedoch nicht weiter schlimm. Wir unterhalten uns mit meinen spärlichen Spanischkenntnissen eigentlich ganz gut. Das meiste was er mir erzählt, verstehe ich tatsächlich. Um zu den Wasserfällen zu kommen muß man die ganze Großstadt Foz do Iguaçu durchfahren. Das dauert ne Dreiviertelstunde. Danach sind es noch zehn Kilometer. Kurz vor Grenzüberfahrt habe ich noch 20 US Dollar in brasilianische Real getauscht. Das meiste davon brauche ich jedoch nicht, da es für die Eintrittskarten am Parkeingang nur Automaten gibt, die Kreditkarten akzeptieren. 107 Real kostet der Eintritt, etwa 15 Euro. Mit dem offenen Touristenbus geht es dann nochmals gute zehn Kilometer weiter zu einer großen Flußbiegung des Rio Iguazu, wo die Wasserfälle zu finden sind. An den Ausläufern der Wasserfälle hält der Bus an und man steigt aus. Von hier aus führt ein etwa 2 km langer Weg an der Schlucht des Rio Iguazu entlang und später hinunter. Am Anfang sieht man nur verstreut und vereinzelte Wasserfälle. Je weiter man geht, desto intensiver und lauter werden diese. Am Ende des Trails führt ein Steg mitten in die Wasserfälle hinein, sodaß man paktisch von denen umrundet ist. Das tosende Wasser macht hier einen Lärm, daß man fast sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Angenehm jedoch, bei fast 40 Grad Lufttemperatur, ist die Gischt, die durch die Luft gewirbelt wird und sich überall auf Haut und Kleidung absetzt. Jedenfalls macht einen dieses Naturschauspiel erst mal sprachlos. An einigen Stellen habe ich mich eine Viertelstunde hingesetzt und nur den Wassermassen zugeschaut, die in den Canyon hinabstürzen. Es ist wohl eines der eindrucksvollsten Naturschauspiele, die ich je gesehen habe. Ab jetzt brauche ich keinen anderen Wasserfall mehr zu betrachten. Die Iguacu Wasserfälle sind die größten der Welt, also noch größer als die Niagara- oder Victoria Fälle. Der Name Iguacu stammt aus der Sprache der Ureinwohner Guarani und bedeutet “y” Wasser und “ûasú groß. Großes Wasser also. Der Rio Iguazu bildet hier die Grenze zwischen Brasilien und Argentinien. Die meisten der Wasserfälle befinden sich jedoch auf der argentinischen Seite, können also von der brasilianischen Seite gut bewundert werden. Die etwa 200 einzelnen Fälle sind bis zu 80 Meter tief. Die Wassermenge an den Fällen schwankt von 1500 m³/s bis über 7000 m³/s.
Samstag, 18.12.2021 – Am Itaipu Staudamm
Und gleich noch so ein Weltwunder wie gestern befindet sich nur 20 km nördlich von CDE. Es ist der Itaipu Staudamm. Hier wurde der Rio Parana, der die Grenze zu Brasilien bildet, auf einer Breite von mehreren Kilometern aufgestaut. Gebaut wurde der Staudamm zusammen mit den Brasilianern ab dem Jahr 1975. Das Wasserkraftwerk war bis zur Fertigstellung des Dreischluchtenstaudamms am Yangtse in China, das größte der Welt. Hin kommt man bequem für wenig Geld mit dem Bus aus der Stadtmitte. Man nimmt den, der die Aufschrift “Hernandarias” trägt. Nur war mir nicht bekannt, wo der Eingang zum Besucherzentrum des Parks ist. Natärlich bin ich dran vorbeigafahren und musst wieder ein Stück zurück mit dem Taxi. Bis ich dann endlich da war, war es 7 Minuten nach 11 Uhr. Und um 11 Uhr geht vormittags die letzte Besichtigungsfahrt los. Da bleibt nur der Gang zur klimatisierten Tankstelle gegenüber der Hauptstraße, um nicht 2 Stunden bei 40 Grad in der Bullenhitze ausharren zu müssen. Um 13 Uhr ist es dann endlich soweit. Alle Besucher werden in ein kleines Kino gelotst, in welchm man einen 20 Minütigen Film über die Entstehung, die Leistung und Bedeutung des Staudamms und des Wasserkraftwerks. Ein paar interessante Daten konnte ich mir merken. Es wurde so viel Erdreich bewegt, daß die LKW-Ladungen eine Strecke von 280.000 km LKW an LKW bedeutet hätte. 300 mal soviel Eisen wurde verbaut wie im Eiffelturm steckt. Das Wasser des Staudamms stürzt 118 Metern in Tiefe, wo es auf die 20 Turbinen des Elektrizitätswerks trifft. Die Generatoren liefern eine Leistung von 14 Gigawatt. Etwa 3100 Angestellte hat das Unternehmen. Den geringsten Teil der produzierten Energie verbrauchen die Paraguayer selbst – kein Wunder, denn hier gibt es praktisch keine Industrie. Exportiert wird der Strom nach Brasilien und Argentinien. Betrieben wird das E-Werk gemeinsam von den Paraguayern und den Brasilianern. Nach dem Einführungsfilm wird die Gruppe in einen bereit stehenden Bus verfrachtet und es wird hinaus gefahren zum Damm. Vorbei an einem riesigen Umspannwerk hält der Bus nur einmal an einem Aussichtspunkt. Anschließend führt die Fahrt an der Unterseite des Damms vorbei an den 20 Turbinen und dann hinauf und über den Damm wieder zurück. Leider keine Möglichkeit direkt am Staudamm auszusteigen. Jedenfalls auch heute ein eindrucksvolles Erlebnis.
Sonntag, 19.12.2021 – Am Dreiländereck Paraguay-Brasilien-Argentinien
Nur etwa 10 km südlich der Innenstadt von Ciudad Del Este mündet der Rio Iguazu in den Rio Parana. Und da treffen dann natürlich die drei Staaten Paraguay, Brasilien und Argentinien aufeinander. Wie gestern wollte ich auch heute mit dem günstigen Bus dorthin kommen. Die Hälfte der Strecke hat das auch gut geklappt. Nur dann musste ich aussteigen, da der Bus abgebogen ist. Dann bin ich halt die letzten fünf Kilometer zu Fuß gegangen. Der Aussichtspunkt ist eigentlich ganz schön hier, aber natürlich lange nicht so spektakulär wie gestern oder erst vorgestern. Und weil ich kein Guthaben mehr auf dem Handy habe, muß ich halt wieder die 5 km zurück an die Stadtgrenze marschieren, da ich mir kein Taxi rufen kann. Von Montags bis Samstags ist die Hölle los in der Innenstadt von CDE, vor allem, je näher man der Brücke nach Brasilien kommt. Tausende von Straßenhändlern bieten hier (meist gefälschte) Markenwaren an. Rechts und links der Hauptstraße türmen sich die Shopping-Malls. KJein Wunder, hier ist zollfrei Zone. Im Vergleich dazu ist es Sonntags gespenstisch leer. Alle Gehwege sind hochgeklappt. Die Buden der Straßenhändler sind verriegelt und abgesperrt. Die Shopping Malls haben geschlossen. Fast keine Menschenseele auf den Straßen unterwegs. Die katholischen und zutiefst gläubigen Paraguayer nehmen wohl den Genesis der Bibel sehr ernst. Denn in 6 Tagen hat Gott die Welt erschaffen und am 7. hat er sich ausgeruht. Das ist für mich insofern schlecht, daß auch das Restaurant des Austria Hotels geschlossen ist und ich mich nach einem der wenigen Straßenbuden umschauen muß, die “Hamburguesa” verkaufen. Von der Schweinshaxe von vorgestern und dem Kalbsschnitzel von gestern kann ich heute nur träumen. Aber wenn man gar nichts zu essen mehr findet, bleibt immer noch der Gang an die Tankstelle. Denn die sind klimatisiert, haben 24 Stunden offen und immer eine Essenstheke zu bieten.
Montag, 20.12.2021 – Weiter nach Independencia
Nach vier Tagen Aufenthalt hier in CDE breche ich heute nach dem Frühstück meine Zelte ab, um mal wieder auf’s Land rauszufahren. Ziel ist der Ort Independencia. Ich sage noch Tschüss zur Inhaberin Renate, buche mir ein Uber Taxi und bin auch schon weg auf dem Weg zum Busbahnhof. Nach Independencia selbst gibt es keinen direkten Bus, sondern nur in die nächstgrößere Stadt Villarrica. Independencia liegt etwa halbwegs zwischen CDE und Asuncion. Der Bus fährt um 10 Uhr ab und braucht gute vier Stunden. Wenn du bei langer Fahrt ohne Anhalten ein WC an Bord hast, ist das immer ganz praktisch. Manchmal, wie heute, jedoch auch störend. Denn jedesmal wenn es benutzt wird stinkte es für längere Zeit im Bus wie in einer Kloake. Aber auch diese Fahrt geht irgendwann mal zu Ende und ich stehe nachmittags am Busbahnhof in Villarrica. Zum Glück bin ich nicht zu spät dran, denn der letzte “Lumpensammler-Omnibus”, der in die Pampa nach Independencia fährt, startet um 16 Uhr. Der alte Diesel hat die besten Jahre längst hinter sich und hinterlässt nicht wirklich einen verkehrssicheren Eindruck. In Europa wäre der schon vor 30 oder 40 Jahren verschrottet worden. Die Türen lassen sich nicht mehr per Knopfdruck öffnen, sondern nur noch manuell. Ich muß mich beeilen mit dem Einsteigen, denn es warten schon viele Leute und stehen will ich nicht unbedingt. Der Omnibus wird tatsächlich proppevoll. Einige müssen stehen. Und dazwischen sind noch karton- und säckeweiße Einkäufe. So wie es aussieht waren die ausnahmslos einheimischen Fahrgäste alle in der Stadt um Besorgungen zu machen und sind jetzt wieder auf dem Heimweg. Draußen hat es auch noch leicht zu regnen begonnen. Das meiste Wasser läuft aber nicht Außen an den Fensterscheiben runter, sondern innen. Trotzt des Regens müssen die Scheiben aufgeschoben werden, denn der Dampf und die Hitze im Inneren sind kaum zu ertragen. Zu allem Überfluß spinnt auch grade das Navi meines Handys, sodaß ich nicht genau weiß wo wir grade fahren. Der Fahrer kennt sich wohl auch nicht gut aus und wirft mich an der Kreuzung in Independencia heraus. Natrülich 2 km zu früh, wie es mir nach Weiterfahrt des Buses dämmert. Also muß ich halt in der Hitze Paraguays die letzten beiden Kilometer per Pedes zur Pension “Posadas Las Mercedes” zurücklegen. Der Deutsche Besitzer Erwin und seine paraguayische Frau dachten nicht, daß ich heute noch erscheine.
Dienstag, 21.12.2021 – Independecia
Der südlich von München stammende mittsechziger Erwin lebt schon seit 21 Jahren in Paraguay, kommt aber schon sehr viel länger hierher. Mittlerweilse ist er auch Opa eines fünfjährigen Mädchens. Er betreibt die Pension “Posadas Las Mercedes” zusammen mit seiner Frau. Auch ein kleinen “Despenser”, also einen Tante-Emma-Laden ist angeschlossen. Er war aber so schlau, schon vor Jahren den Verkauf von Alkohol und Zigaretten einzustellen. Denn sonst hat man die halbe Nacht die Jugend des Dorfes um den Laden sitzen. Die machen viel Krach, betrinken sich und werfen die leeren Flaschen auf den Boden – und viel verdient ist auch nicht, meint er. Außerdem ist er hier im Ort für das Umstellen des Wassers zuständig. Das wird wohl über Nacht vom Grundwasser hochgepumpt. Die Umstellung erfolgt manuell. D. h. er muß abends um neuen Uhr zum Pumpwerk fahren und morgens nach Sonnenaufgang nochmals. Die Paraguayer sind wohl für diese Tätigkeit nicht zuverlässig genug. Diese Eigenschaft der Einheimischen hört man immer wieder. Leider kann mir Erwin weder ein Moped noch ein Fahrrad vermieten, und hier in Independencia gibt es auch nichts anzumieten. Da muß ich halt wie bisher wieder zu Fuß loslaufen, um mir die Gegen anzuschauen. Das bringt zwar den Vorteil, daß man mehr sieht und mitbekommt vom öffentlichen Leben hier, aber natürlich kann man keine großen Sprünge machen. Trotzdem laufe ich schätzungsweise 10 km hier ab bis zum Nachmittag. Independencia gehört zum Distrikt Guairá und ist stark von der deutschen Vergangenheit geprägt. In den 1940er Jahren und nach dem Krieg erhielt die 2000 Seelen große Stadt eine Einwanderungswelle aus Nazi-Deutschland, ebenso auch aus Österreich und der Schweiz. Beim Ablaufen der Hauptstraße hat man schon manchmal das Gefühl wieder in Deutschland angekommen zu sein. Viele Geschäfte sind in deutscher Sprache ausgeschildert und selbst ein Teil des Personals spricht deutsch. Leider bin ich zwei Monate zu spät angekommen. Denn das Oktoberfest hier soll klasse sein. In einer Bäckerei versuche ich mein schlechtes Spanisch an eine junge einheimische Verkäuferin zu bringen. Aber die antwortet in perfektem Deutsch – gut für die Verständigung, aber schlecht für mich, denn ich will ja Spanisch lernen. Ihr Vater stammt aus Deutschland, daher. Vor einem Gebäude mit Aufschrift “Physiotherapie” treffe ich auf einen jungen Offenburger mit seiner deutschen Freundin, die seit einem halben Jahr hier sind. Die vielen Zertifikate an der Wand zeugen von einer guten Ausbildung. Doch was bringt dir das hier, wenn die Paraguayer kein Geld übrig haben, um deine Dienste zu bezahlen. Und ob er von den übrigen Deutschen hier leben kann, wage ich zu bezweifeln. Als zuverlässiger Handwerker mit guter deutscher Ausbildung hast du hier sicherlich größere Chancen deinen Unterhalt sicherzustellen. Die erdrückenden Nachmittagstemperaturen bewegen mich dazu, doch noch die drei Kilometer zum Hotel Kilinsky in sengender Sonne zu laufen und für 25.000 Guarani deren Pool zu benutzen. Der Weg hat sich allemal gelohnt, der das Schwimmbad ist mit ca. 15×40 Metern recht groß, sehr sauber und zudem kaum besucht. Der Besitzer des Hotels, ein älterer Herr, steht hinter der Poolbar und fragt mich in bestem Deutsch, was ich gern zu trinken hätte. Sein Vater ist als junger Bursche 1923 nach dem 1. Weltkrieg hierjer ausgewandert, als die Not zu Hause groß war.
Mittwoch, 22.12.2021 – 2. Tag in Independencia
Mein Vermieter Erwin, besser gesagt seine paraguayische Frau, hat es doch tatsächlich geschafft, mir ein Trekkingrad zu organisieren. Wenn auch das rechte Pedal verbogen ist und es beim Durchtreten ganz schön eiert. Aber man muß hier halt nehmen, was man bekommt. Wenigstens die Höhe des Sattels lässt sich verstellen. Die meisten Räder hier kommen aus Brasilien. Ich mache mich auf, auf die acht Kilometer lange Strecke, immer Richtung Villarrica, wo sich am Highway ein Sporthotel mit Schwimmbadanlage befinden soll. Nach ner halben Stunde unrunden Tretens (das rechte Pedal) bin ich dann schweißgebadet auch dort. Die Anlage ist richtig schön und wohl auch teuer angelegt, aber die beiden Pools doch recht klein. Deutsche Gäste gibt’s hier zuhauf. Ich trinke nur ne Cola und strample wieder zurück nach Independecia. Unterwegs kommt man an der netten Burg Castillo Echauri vorbei. Leider ist die momentan nicht zu besichtigen und auch der Zugang abgeschlossen. Lediglich einen Blick durch den Zaun ist möglich. Als Radfahrer lebt man gefährlich auf Paraguays Straßen. Es gibt praktisch keinen befestigten Seitenstreifen, auf den man ausweichen kann, wenn die Autos und LKWs von hinten angebrettert kommen. Wenn’s hinter dir hupt musst du runter von der Straße, sonst wird’s gefährlich. Als Fußgänger hast du es da besser. Da kannst du auf der linken Seite laufen und siehst die Gefahr kommen. Der Hunger lässt mich am Strassenrand an einem Imbissstand anhalten. Der ist beschriftet mit “El Sabor Aleman”, der Genuß Deutschlands, die deutsche Fahne hängt heraus und in der Frittenbude steht der Deutsche Andreas. Andreas kommt aus Düsseldorf und ist schon 14 Jahre hier. Sein neues Geschäftsmodell sind deutsche Pommesbuden. Paraguayische gibt’s an jeder Straßenecke, deitsche noch nicht, meint er. Und tatsächlich: seine Thüringer Currywurst vom hiesigen deutschen Metzger schmeckt lecker, wie zu Hause. Er plant schon zu expandieren. Den Slogan “El Sabor Aleman” hat er sich jedenfalls patentieren lassen. Die Wurst kostet 2 Euro und über die 30 Cent Trinkgeld freut er sich wie ein kleines Kind. Ich wünsche ihm viel Erfolg und radle 4 km weiter zum Hotel Kilinsky, da wo ich gestern schon mal war. Denn deren Pool ist größer und günstiger als der im Sporthotel.
Donnerstag, 23.12.2021 – Magenverstimmung
Um sechs Uhr morgens kommt der erste “Lumpensammler” mit der Aufschrift “Independencia”. Der hält tatsächlich direkt vor meiner Pension – wenn ich das mal vor drei Tagen gewusst hätte. Für 8000 Guarani bringt der mich in einer Stunde wieder in die Provinzhauptstadt Villarrica. Ich steige im Hotel Ybyturuzu ab. Denn die haben einen Pool und ein gutes Frühstücksbuffet. Und mit 110.000 Guarani, also ca. 13 Euro, ein top Preis-/Leistungsverhältnis. Gegen Mittag scheint sich die Leistung des Hotel einzutrüben, denn mir wird von Minute zu Minute schlechter, sodaß ich mich ab dem Nachmittag bis zum nächsten Morgen mit Magenkrämpfen herumplagen muß. Vermutlich war es das Frühstück. Und so komme ich nicht mal in den Genuß des Hotelpools. Aber so einen Tag hast du immer mal in solchen Ländern.
Freitag, 24.12.2021 – Heiligabend
Das Frühstück des reichhaltigen Buffets beschränkt sich für mich heute auf zwei Tassen Anis-Tee und sechs Scheiben Toast. Viel mehr will mein Magen noch nicht annehmen. Um acht Uhr checke ich aus und marschiere die 500 Meter zurück zum Busbahnhof, wo ich gestern angekommen bin. Und um neuen Uhr fährt der etwas ältere Bus dann auch schon los Richtung Encarnacion, also dahin von wo ich vor knapp zwei Wochen weggefahren bin. Denn Encarnacion ist die einzige Stadt, die mit ihrem schönen Sandstrand am großen Stausee des Rio Paranai etwas Urlaubsflair ausstrahlt, hier in Paraguay. Dort will ich die Weihnachtsfeiertag und auch den Jahreswechsel verbringen. Durch die Einnahme von Imodium gestern und heute muß ich nicht mal das wohl nicht besonders saubere WC des Busses benutzen. Gegen halb zwei am Nachmittag bin ich dann wieder zurück in der Stadt, in der ich mich jetzt schon gut auskenne. Und vom Busbahnhof bis zum “Hostal San Pedro” sind es nur vier Blocks zu laufen. Das ist selbst mit leerem Magen machbar. Das Hostel habe ich bei meiner Abreise vor 11 Tagen gleich reserviert, um dem Ansturm der Urlauber über Weihnachten zuvorzukommen. Selbst mein altes Zimmer gibt mir die Senora, die den Laden schmeißt, wieder. Am Heiligabend ist die Stadt jedoch “tot”, selbst die meisten Restaurants haben zu. Und so unterhalte ich mich mit einem jungen Paraguayer bei einer Dose Bier an der Theke eines Getränkeladens. Zu eine zweite Dose reicht es nicht mehr, denn der Laden macht zu. Außerdem hätte vielleicht auch mein Magen dagegen rebelliert.
Samstag, 25.12.2021 – Erster Weihnachtsfeiertag
Die Tage werden zunehmend heißer hier, das Thermometer fällt tagsüber kaum unter 40 Grad. Da fällt jeder Schritt schwer. Und so begnüge ich mich heute tagsüber mit ein paar wichtigen Dingen, die auf dem Computer zu erledigen sind. Eine Stunde vor Sonnenuntergang gehe ich dann grade wegen diesem zum Strand des Paran Flusses und dessen Stausee runter. Dort ist buchstäblich die Hölle los an Weihnachten. Denn die Einheimischen müssen nicht arbeiten und viele Urlauber sind auch da. Der Strand und die große Flaniermeile wird regelrecht heimgesucht von Menschenmassen. Wenigstens haben heute wieder ein paar Restaurants offen.
Sonntag, 26.12.2021 – Zweiter Weihnachtsfeiertag
In der Nähe des Busbahnhofs befindet sich das Luxsur Panoramico Restaurant im 8. Stock des gleichnamigen Hotels. Das nehme ich zum Anlaß, dort Mittagzuessen und mir die Stadt Encarnacion endlich mal von oben anzuschauen. Und tatsächlich hat man hier eine tolle Aussicht. Zum Fotografieren empfielt es sich jedoch, die abgesperrte Treppe ganz nach oben auf die Dachterasse aufzusteigen – halt nicht erwischen lassen! Mein alltägliches, abendliches Strandritual ziehe ich auch heute wie gestern wieder durch: ab zum Strand für ein oder zwei Feierabendbierchen und Blick über den Rio Parana auf die argentinische Stadt Posadas und natürlich die untergehende Sonne, die heute in ganz besonders satten Rotfarben den Himmel zum Glühen bringt.
Dienstag, 28.12. 2021 – Fitness
Fast zwei Wochen ist es her, daß ich mich zuletzt sportlich betätigt habe. Das muss sich ändern. Aber tagsüber bei 40 Grad kommt nur das klimatisierte Fitnessstudio “Cultura Fitness” für sportliche Betätigung infrage. Das kenne ich schon, denn hier war ich vor drei Wochen bei meinem ersten Besuch in Encarnacion schon mal.
Mittwoch, 29.12.2021 – Joggen
Heute bin ich mal wieder früh aufgestanden, um eine Runde Joggen zu gehen. Ich habe mir die sechs Kilometer raus aus der Innenstadt zum Vorort San Jose vorgenommen, um die Österreicherin Alex zu besuchen. Bei ihr habe ich schon mal drei Tage verbracht.
Donnerstag, 30.12.2021 – Chillen
Die Nachmittage verbringe ich derzeit auf der Dachterasse des Luxsur Hotel, nur unweit vom Busbahnhof. Die haben im 8. Stock ein Restaurant mit Außenbereich und Pool. Und nachdem ich einen Kaffee getrunken habe, interessiert es auch niemanden, wenn ich deren Pool benutze. Von hier oben hat man jedenfalls auch einen tollen Blick auf Encarnacion, den Rio Parana und hinüber nach Argentinien.
Freitag, 31.12.2021 – Sylvesterparty
Heute Abend muß ich unbedint runter zur Uferpromenade und zur Costanera. Das ist der Strand des Rio Parana. Denn hier findet die Sylfesterparty statt. Ich bin bei weitem nicht der Einzige hier. Schätzungsweise zehntausende, meist Paraguayer, bevölkern die Straßen, Wiesen und Plätze hier. Wo die alle auf einmal herkommen ist mir ein Rätsel. Die Paraguayer feiern immer in meist größeren Gruppen und picknicken gern. Da wird dann alles von zu Hause mitgebracht. Campingstühle und -tische, Musikboxen, Kühlboxen, Essen und Trinken in Massen. Dann setzt man sich im Kreis zusammen, quasselt was das Zeug hält und stopft Unmengen an (meist) fettigem Essen und zuckerhaltigen Getränken in sich rein. Kein Wunder, daß die meisten übergewichtig sind. Selbst die Kinder bleiben nicht davon verschont. Was mir auffällt ist, daß fast alle Leute hier weiße Kleidung tragen. Meine beiden Begleiter, ein brasilianisches Pärchen aus demselben Hostel, klären mich auf: in Brasilien ist das ebenso. Die Farbe weiß symbolisiert hier Reinheit und Frieden. Und das wünscht man sich für’s neue Jahr. Da falle ich mit einen orangefarbenen Bermudas und meinem dunkelblauen T-Shirt natürlich sofort auf. Vor einer großen Bühne legt ein DJ laute Stimmungsmusik auf, um die Leute in Parylaune zu versetzen. Der Alkohol tut dann sein Übriges. Das was die Leute nicht selbst mitgebracht haben, kann man hier an den Strandbars kaufen. Ich entscheide mich für die leckeren Caipirinhas. Maskenpflicht und Abstandsregeln, oder gar eine Coronaverordnung scheint es hier nicht zu geben. Und auch die Polizei macht keinen Anstand irgendwie eingreifen zu wollen – warum auch? Alles verläuft friedlich und Corona ist hier kein Thema. Um Mitternacht dann erreicht die Stimmung natürlich ihren Höhepunkt. Das Feuerwerk, das in Deutschland verboten wurde, kann ich hier bestaunen. Um halb vier Uhr morgens wackeln wir drei dann zurück zum Hostel. Zurück lassen wir immer noch eine große Menschenmenge, die wohl überhaupt nicht nach Hause wollen.
Samstag, 01.01.2022 – Feliz Ano Nuevo
Frohes neues Jahr 2022! Gegen Mittag krabble ich aus dem Bett und nehme ein spartanisches Frühstück ein. Meine Brasilianer haben es natürlich auch nicht geschafft, den Bus heute Vormittag nach Asuncion zu nehmen. Der nächste fährt heute Nacht. Ich schleppe mich die fünf Häuserblocks weiter zu meinem Luxsur Hotel, schnappe mir eine Liege und halte einen Nachmittgsschlaf am Pool – mehr geht heute nicht !!!
Sonntag, 02.01.2022 – Noch ein Ruhetag
Im Vergleich zu Vorgestern Abend ist die Stadt heute menschenleer. Niemand ist auf den Straßen unterwegs. Die Gehwege sind hochgeklappt. Ich frage mich, wo die zehntausende von Sylfester abgeblieben sind. Wahrscheinlich schlafen die immer noch.
Montag, 03.01.2022 – Wieder nach Obrigado
Da ich erst in zwei Tagen ein paar wichtige Dokument zur Ausreise aus Paraguay über Brasilien abholen kann, und jetzt schon wirklich lange in Encarnacion war, fahre ich nochmals für zwei Tage nach Hohnau bzw. Obrligado ins Palmas Hotel, also dorthin, wo ich vor ca. 3 Wochen schon mal war. Dort ist es schön ruhig und die haben heinen erstklassigen Pool. Die Busse fahren stündlich vom Busbahnhof ab. Reservieren muß man nicht.
Dienstag, 04.01.2022 – Auf den Spuren der Jesuiten
Das was ich beim letzten Besuch hier nicht geschafft habe, hole ich heute nach: Besuch der alten Ruinen der Jesuitensiedlungen, die hier im 17. und 18. Jahrhundert gebaut wurden. Zunächst geht’s mit dem Collectivo-Bus (der heißt wirklich so, weil er alle einsammelt) von Obligado nach Trinidad. Der Fahrer ist ein heiterer Geselle und unterhält den ganzen Minibus. Für jeden Gast hat er eine Spruch auf Lager. Dort habe ich Glück, denn an der Kreuzung wo die Tankstellen sind, muß ich nur ne halbe Stunde warten bis der nächste Collectivo Richtung Jesus abfährt. Der Ort heißt wirklich so, weil hier eine der Jesuiten Siedlungen anzufinden sind. Die “Ruinas Jesuiticas de Juesus de Tavarangüe” sind auch nicht schwer zu finden. https://en.wikipedia.org/wiki/La_Sant%C3%ADsima_Trinidad_de_Paran%C3%A1 Die Ruinen waren ja wirklich schön anzusehen und auch nicht uninteressant. Nur, wie komme ich jetzt wieder zurück zum Highway, da wo Trinidad liegt? Collectivos fahren wohl keine mehr heute, sagt man mir. Aber unter Umständen Taxis. Also warte ich am Straßenrand auf ein Taxi. Ein älterer Mann, der unter einem großen Mangobaum im Schatten sitzt, bietet mir einen Plastikstuhl an. Da sage ich nicht nein. Ein wenig Smalltalk geht ganz gut mit dem Paraguayer. Aber für ne intensive Unterhaltung ist mein Spanisch leider noch zu schlecht. Da muß ich unbedingt dran arbeiten. Nach einer Stunde immer noch kein Taxi. Einen Uber könnte ich bekommen, dauert aber ne Dreiviertelstunde. Also entschließe ich mich loszulaufen auf die 10 km lange Strecke. Weit gekommen bin ich nicht. Denn schon nach 200 Metern hält ein LKW-Fahrer an und gabelt mich auf. Mein Trinkgeld in Höhe von 20.000 Guarani, welches ich ihm beim Aussteigen in Trinidad geben will, lehnt er dankend ab. Da kann ich mich nur 1000 mal bedanken und laufe los zu den nächsten Jesuiten Ruinen, die nur unweit der Hauptstraße aufzufinden sind. Von hier zurück nach Hohenau zu meinem Hotel sind es gute 10 km. Obwohl hier an der Hauptverkehrsstraße eigentlich viele Busse fahren sollten, dauert es doch fast ne Stunde bis ich wieder einen Collectivo in der Ferne sehe. Und? Wer fährt den? Natürlich mein lustiger Busfahrer von heute früh. Der erkennt mich sofort wieder und hat einen Spruch auf Lager. Ich frage ihn, ob seine Route auch an meinem Hotel vorbeiführt. Nein, er fährt nur bis ca. 2 km vorher und dreht dann wieder um. Dann muß ich halt die letzen beiden Kilometer per Pedes zurücklegen, denke ich mir. Um so überraschter bin ich, als mein Fahrer nicht an der vorhergesehenen Endstation umdreht, sondern noch die zwei Kilometer weiterfährt und mich vor meinem Hotel absetzt – sowas habe ich auch noch nicht erlebt. Ich klopfe ihm auf die Schulter und bedanke mich tausendmal. Es gibt tatsächlich viele freundliche Leute hier in Paraguay.
Mittwoch, 05.01.2021 – Über Encarnacion wieder zurück nach Villarrica
Heute geht es wieder zurück nach Villarrica. Deshalb, da ich für meine Rückreise nach Deutschland noch ein deutsches Dokument ins spanische habe übersetzen lassen. Und hat mir die junge Deutsche Eileen Muzyka übernommen. Sie ist staatlich geprüfte Übersetzerin zwischen den Sprachen Deutsch und Spanisch und legitimiert dies auch geglaubigt durchzuführen, also mit Stempel und Siegel. Auf sie bin ich über eine facebook-Gruppe von Paraguay gestoßen. Das Palmas Park Hotel liegt direkt am Highway Nr. 6. Dort fahren ständig Busse hin und her, da es die Hauptverbindungsstrecke zwischen Encarnacion und Ciudad Del Este ist. Trotzdem stehe ich fast ne Dreiviertelstunde bis einer anhält. Vom Terminal Omnibus in Encarnacion fährt dann am Nachmittag der “Guarani Express” in 4,5 Stunden nach Villarrica. Diese alte, klapprige Kiste hat leider keine Klimaanlage. Jedesmal wenn er hält und kein Fahrtwind mehr durch die offenen Scheiben bläst, wird es unsäglich heiß in dieser Blechbüchse. Einige Kleinstädte liegen ein paar Kilometer abseits der Hauptstraße, werden aber trotzdem über teilweise unbefestigte, oder mit Naturkopfsteinpflaster befestigten Straßen angefahren. Da holpert und staubt es nicht schlecht. Trotzdem erreichen wir am Abend kurz vor Sonnenuntergang die Kleinstadt Villarrica. Untergekommen bin ich wie beim letzten Mal wieder im Hotel mit dem unaussprechlichen Namen: Ybytyrutzi Hotel.
Donnerstag, 06.01.2021 – Restaurant Tirol
Mein erster Gang heute früh ist zum Büro von Eileen. Das ist nur eine Viertelstunde zu Fuß vom Hotel entfernt. Sie sitzt alleine in einem großen, kaum möglierten Raum hinter einem in die Jahre gekommenen Schreibtisch. Stammen tut sie aus Dreieich, in der Nähe von Frankfurt und ist schon acht Jahre hier – kaum zu glauben, so jung wie sie noch aussieht. Die Dokumente hat sie schon fertig vorliegen und nach einem kleinen Smalltalk bin ich auch schon wieder weg. Denn sie hat viel zu tun mit ihren Übersetzungen. Hier in der Gegen leben halt doch viele deutsch sprechende Bürger. Mitten in der Stadt Villarrica befindet sich das Restaurant Tirol. Das wird von einer älteren Dame bewirtschaftet. Sie ist Österreicherin, aber hier in Paraguay geboren. Ihre Großeltern und deren Geschwister sind in den 1920er Jahen nach Paraguay ausgewandert. Denn die Not nach dem 1. Weltkrieg war groß und einen 2. sich abzeichnenden Weltkrieg wollten sie nicht erleben – also auf nach Paraguay! Die 95-jährige Mutter, die damals als kleines Kind mit auswanderte, lebt auch noch und erfreut sich bestenr Gesundheit. Sie ist nicht Österreicherin, sondern stammt aus der Nähe von Offenburg im Schwarzwald. Die Wirtin selbst hat ihre österreichische Nationalität auch nicht abgegeben. Das ist insofern kein Problem, daß man in Paraguay mit der “Cedula” praktisch diesselben Rechte hat wie ein Einheimischer. Mithelfen im Restaurant tut die auch ältere Kusine. Die Einrichtung ist sehr rustikal und stammt aus den fünfziger Jahren. Die gesprächige Wirtin erzählt mir einige interessante Geschichten von früher. Irgendwie ist sie froh mal wieder deutsch zu reden. Der Laden ist nur von morgens um 7 bis nachittags um 5 Ur geöffnet. Deshalb war gestern Abend auch schon zu, als ich vom Busbahnhof kommend vorbei gelaufen bin. Warmes Essen gibt’s nur über Mittag. Ich entscheide mich für Frankfurter Würstchen mit Kartoffelsalat – hat echt lecker geschmeckt. Man trifft doch erstaunlich oft auf Deutsche oder deutschstämmige Leute hier. Im Vorfeld der Reise habe ich das oft gelesen, aber doch nicht so recht glauben können. Es ist fast so, als wäre Paraguay mal eine deutsche Kolinie gewesen.
Freitag, 07.01.2021 – Und wieder zurück nach Encarnacion
Und wenn man etwas wichtiges in Encarnacion hat liegen lassen, dann muß man halt nochmals zurückfahren, um es abzuholen – leider. Also die ganze Holperstrecke mit der vierrädrigen Blechbüchse wieder zurück! Morgens um 9 Uhr wenn der abfährt geht es ja noch so leidlich mit den Temperaturen. Aber gegen Mittag holt einen wieder diese unsägliche Hitze ein. Aber ich muß da durch.
Samstag, 08.01.2022 – Weiter nach Asuncion
Mein nächstes größeres Ziel hier im Land ist der Gran Chaco. Das der nordwestliche Teil Paraguagys. Mit einer größe von 2/3 des Landes, der größte, aber auch weitaus am dünnsten besiedelte Teil des Landes. Um dorthin zu kommmen muß ich wieder zurück nach Asuncion. Der Nachtbus um 23.50 Uhr soll mich dorthin bringen. Der ist überaus modern und komfortabel, die Sitze überdimensional groß und bequem. Womit ich nicht gerechnet habe, ist, daß der natürlich durch die Klimaanlage maximal heruntergekühlt wird. Da reicht nichtmal mein Pulli, den ich im Handgepäck habe, um der Kälte zu trotzen. Also schnappe ich mir die Sitzschoner der umliegendn freien Sitze, um mich damit zuzudecken. Hoffentlich gibt das mal keine Erkältung! Morgens um 5 Uhr ist die Nacht dann auch vorbei und ich bin wieder am Terminal Autobus Encarnacion. Mein Apart Hotel Maison Suisse heute ist nicht in der Altstadt wie zuvor, sondern nur unweit vom Office von Latam Airlines entfernt. Denn ich muß noch einen Flug von Paragua nach Sao Paulo in Brasilien organisieren. Lufthansa hat mir den ja ersatzlos gestrichen. Ganz schlecht ist, daß das Latam Büro bis 10. Januar geschlossen hat. Da bleibt nur der Gang zu einem Reisebüro in der Nähe. Aber internationalen Flüge von Asuncion nach Sao Paulo sind sündhaft teuer – mit Gepäck um die 700 US Dollar! Als Ausweg bleibt da nur ein Inlandsflug in Brasilien ab Foz de Iguazu, gleich hinter der Grenze von Ciudad del Este, also dort wo die Wasserfälle sind. Und den bekommt man schon für 190 Dollar. Dann muß ich halt die Grenze zu Brasilien auf dem Landweg überqueren Ende Januar. Das Apart Hotel Maison Suisse ist ein tolles Boutique-Hotel. Es ist sehr individuell ausgestattet und jedes Zimmer hat einen Kühlschrank und eine Kochnische – muß ich mir merken!
Sonntag, 09.01.2022 – Von Asuncion nach Fernheim (Filadelfia)
Nachdem ich gestern mitten in der Nacht Bus gefahren bin, fährt der Bus in den Chaco heute früh um 6 Uhr ab. Da kann ich das tolle Hotel mit dem sauberen Pool gar nicht richtig nutzen. Bei der Abfahrt ist der doch etwas ältere Bus nicht mal bis zur Hälfte gefüllt. Aber im Laufe des Vormittag füllt er sich mehr und mehr, sodaß es kaum noch Stehplätze gibt. Die Kliimaanlage läuft auf Hochtouren, schafft es aber nicht, die Luft auf ein erträgliches Maß herunterzukühlen. Und so wird die 7-stündige Fahrt alles andere als entspannt. Am Busbahnhof in Fernheim angekommen, erkundige ich mich erstmal nach Bussen Richtung Bolivien. Denn nur etwa 300 km von hier ist die Grenze. Die aber sagen mir, da muß ich weiter 70 km fahren bis Mariscal, der letzten größeren Siedlung vor der Grenze. Mein Bus ist jetzt natürlich schon weg, genau dorthin. Also warte ich halt bis um acht Uhr abends auf den nächsten Bus. Während der Wartezeit erinnere ich ich an den Schweizer Ernst, den ich im Hotel in Asuncion vor vier Wochen getroffen habe. Der müsste irgendwo hier leben. Er antwortet auch prompt und meint, von Mariscal wären es noch 30 Kilometer westwärts. Morgen muß er sowieso nach Mariscal und könnte mich mitnehmen – klingt gut. Denn ich wollte mir ja mal die Natur des Chacos anschauen und nicht nur die Großstädte. Ein einziges Hotel gibt es in der letzten Enklave Paraguays vor Bolivien: das Hotel La Estancia. Und die haben zum Glück auch noch ein Bett frei. noch einfügen: Ernst ist 1944 geboren und lebt schon über 20 Jahre hier. Getroffen habe ich ihn am 01. Dezember im Palmas del Sol Hotel in Asuncion. Er ist damals grade von der Schweiz zurückgekommen, weil seine hochbetagte Mutter gestorben ist. Wenn ich in den Chaco reise, soll ich ihn mal besuchen kommen, meine er. Durch ihn bin ich eigentlich erst hier in Rosaleda gestrandet. Der Tipp, daß es hier ein Resort mit Pool gibt, stammt natürlich von ihm.
Montag, 10.01.2022 – In die Pampa nach Rosaleda
Gleich nach dem Aufstehen laufe ich zur Bushaltestelle hier, um mich nach Transportmöglichkeiten zur bolivischen Grenze zu erkundigen. Aber Ernüchterung macht sich breit: die Grenze ist zwar offen, aber derzeit gibt es keine Busse dorthin. Ich müsse mir ein Taxi mieten, meinen die. Nur, hier gibt es keine Taxis. Da müsste ich wieder die 70 km zurück nach Filadelfia fahren. Und ein Taxi für 300 km kostet selbst hier ne Stange Geld. Damit ist Bolivien gestorben, für dieses Mal. Um 11 Uhr holt mich Ernst vom Hotel ab mit seinem 50 Jahre alten, gelben Ford-Pickup. Der alte Diesel hat ihn noch nie im Stich gelassen meint er. Die Fahrt nach Rosaleda führt gänzlich über unbefestigte Straßen. Jedesmal wenn Gegenverkehr kommt, muß man fast anhalDten und warten, bis die Staubwolke sich wieder verzogen hat. Es ist kaum zu glauben, aber in dem kleinen Ort am Ende der Welt gibt es tatäschlich ein Hotel: das Rosaleda Resort. Es wird von dem Schweizer Renato betrieben. Unterstützt wird er durch die Schweizerin Cecil. Das Rosaleda Resort hat sogar einen Swimming Pool, den einzigen im Umkreis von 70 Kilometern. Der ist mit Grundwasser befüllt, das Wasser ist also salzhaltig, fast wie Meerwasser. Heute bin ich der einzige Gast hier. Das gibt mir die Möglichkeit die beiden mal auszuquetschen über das Leben hier in dieser fast unwirtlichen Gegend. Fuchs und Hase sagen sich hier zwar nicht Gute Nacht, aber die Zirkaden verbreiten den ganzen Tag einen höllischen Lärm. Dazu kommt das Gezwitscher von unzähligen Vögeln – ein Eldorado für jeden Ornitologen. Als Renato vor sechs Jahren das Hotel hier gekauft hatte, stand es mehrere Jahre leer und war komplett zugewachsen.
Dienstag, 11.01.2022 – Ruhetag
Die eiskalte Busfahrt von vor 3 Tagen macht sich heute bemerkbar. Denn ich habe eine handfeste Erkältung und leicht erhöhte Temperatur. Da kann ich nicht mal den schönen Pool nutzen. Neue Gäste sind heute hier angekommen. Es sind drei Geschäftsleute aus Asuncion. Der Chef einer Baumwollfabrik, die gleich nebenan hier aufgebaut werden soll und zwei seiner Manager. Die wollen den Baufortschritt begutachten und bis Freitag hierbleiben. Der Vater des Chefs waar sogar mal Präsidentschaftskandidat in Paraguay.
Mittwoch, 12.01.2022 – Immer noch gesundheitlich angeschlagen
Auch heute zeigt das Fieberthermometer, wie gestern, 38,4 Grad an. Und wirklich besser fühle ich mich auch nicht. Da hilft nur eins: analog gestern mehrere Dosen Chlordioxid über den Tag verteilt zu mir zu nehmen. Das Zeug wirkt wirklich Wunder, tötet es doch alle nicht körpereigenen Viren und Bakterian ab und ist selbst völlig ungefährlich für den Menschen. Einzig der Geruch und der Geschmack kosten Überwindung das Zeug mit Wasser verdünnt zu sich zu nehmen. Heute sind hier weitere zwei Gäste angekommen: der schon ältere deutsche Missionar Amadeus mit seiner paraguayischen Frau Ana. Der 1944 geborene Amadeus lebt schon seit 50 Jahren hier in Paraguay und stammt aus der Nähe von Offenburg. Außer missionieren bietet er noch alterntive Heilmethoden und Massagen an. Leben tun die beiden im 70 km entfernten Fernheim (Filadelfia). Jedenfalls ist er ganz froh, mal wieder deutsch reden zu können und mich nach Informationen aus der Heimat zu befragen. Seit heute gilt hier in Paraguay die Impfpflicht für ausländische Touristen, die neu ins Land kommen wollen. Da bin ich Ende November ja noch rechtzeitig eingereist. Die Entscheidung ist eigentlich nicht nachzuvollziehen, da die Erst-Impfquote hier bei 45% liegt und die Zweit-Impfquote bei nur 35%. Die Paraguayer sind ein sehr impfkritisches Volk. Und auch sonst haben das Parlament und die Machthaber hier ein schweres Leben, sollten sie gegen die Mehrheit des Volkes entscheiden. Da kommt es schon mal vor, daß ein MOB von 1000 Demonstranten das Parlament stürmt, die Volksvertreter herauszieht und auf offener Straße verprügelt – das nenne ich mal echte Basisdemokratie!
Donnerstag, 13.01.2022 – Das Fieber ist weg
37,6 Grad zeigt das Fieberthermometer heute früh glücklicherweise an. Und tatsächlich fühle ich mich auch besser. Chlordioxid sei Dank. Allerdings habe ich jetzt einen Husten und Durchfall. Und schlapp fühle ich mich immer noch. Wird wohl noch ein paar Tage dauern. Aber ich habe ja keine Eile und mein Zimmer hier ist auch nicht ausgebucht. Ich werde wohl das Wochenende auch noch hier bleiben. Hier in Rosaleda leben derzeit nur 26 Personen. Trotzdem hat der Ort einen Polizeiposten. Von den 26 “schneien” immer wieder mal ein paar im Resort auf ein Bier oder ein kaltes Wasser herein.
Freitag, 14.01.2022 – Honig Ernesto
Honig Ernesto wird er hier genannt, der Ernst Roth aus der Schweiz, der mich hierher gebracht hat. Heute früh beim Honigschleudern will ich dabei sein, um mir seinen Hof und seine Bienen anzuschauen. Schweine, Hühner, Fasane, ein paar Rinder hat er auf der Weide und natürlich seine Bienen. Hier in Südamerika hat sich die eingeschleppte afrikanische Biene breitgemacht meint er. Die gibt auch guten Honig, ist aber etwas aggressiver. Bei hiesigem subtropischem Klima fliegen die fast das ganze Jahr, ausgenommen die Wintermonate Juni, Juli und August. Leben tut er (fast) alleine hier. Im Haus nebenan wohnt noch seine Haushälterin. Mit den Frauen ist das hier so eine Sache, meint er. Denn wenn du eine Freundin drei Jahre lang hast, bist du quasi verheiratet. Sprich, die Frau kann dann auf das Amt gehen und euch beide für verheiratet erklären. Um dem vorzubeugen musst du spätestens nach zwei Jahren die Freundin wechseln, oder aber sie nachweislich bezahlen. Denn dann ist sie eine Angestellte und nicht deine “novia”. Viele Geschichen und Stories hat er mir erzählt über das Land und das Leben hier. Aber hängengeblieben ist vor allem die Ufo-Geschichte. Als vor etwa 20 Jahren sein Sohn mit drei Freunden zu Besuch war, saßen sie abends vor Sonnenuntergang auf der Terasse, als es passierte. Einige hundert Meter vor ihnen stieg langsam ein etwa 30 Meter großes UFO aus dem Buschland empor, das genauso wie man es aus den Filmen kennt, aussah. Lautlos hat es sich auf die mit offenem Mund staunenden Männer hinzubewegt, um dann die drei Beine einzuziehen und dann langsam senkrecht gen Himmel zu verschwinden – unglaublich! Ein Stück Wahres muß wohl drangewesen sein, denn das UFO wurde auch von anderer Stelle aus gesichtet.
Samstag, 15.01.2022 – Ruhetag
Diese Tage bläst ein sehr startker, böiger Nordwind über das Land. Da trocknest du noch schneller aus, als wenn gar kein Wind geht. Der ist auch nicht erfrischend kühl, sondern ähnelt dem Windzug aus einem Haar-Fön. Die einzige erfrischende Stelle im Freien ist der Pool. Ansonsten verzieht man sich in die klimatisierten Räume. Selbst abends, weit nach Sonnenuntergang ist es noch 35 Grad warm. Die Hitze ist kaum auszuhalten.
Montag, 17.01.2022 – Über Mariscal zurück nach Fernheim
Seit gestern ist hier im Resort auch der aus der Ukraine stammende Oscar mit seiner Familie hier. Drei Söhne und eine kleine Tochter haben sie. Die fahren heute zurück nach Fernheim, da Oscar in seinem metallverarbeitenden Betrieb (hauptsächlich Drehteile) wieder arbeiten muß. Die haben einen großen SUV und nehmen mich freundlicherweise mit. Am Busbahnhof setzen sie mich ab, wo ich gleich eine Fahrkarte für den Nachtbus (21 Uhr) zurück nach Asuncion kaufe. Die restliche Zeit verbringe ich im besten Hotel der Stadt, im Hotel Florida. Die haben sogar ein Buffet, wo man für wenig Geld seinen Teller mit Essen beladen kann. Bezahlt wird dann nach Gewicht (65000 Guarani pro kg). Abends um 9 Uhr kann ich dann direkt am Hotel zusteigen und muß nicht erst den Kilometer zurück zum Busbahnhof laufen. Eine Schrecksekunde gab es dann doch während der Nachtfahrt. Nur 20 Minuten nach Abfahrt hat der Fahrer wohl kurzzeitig die Kontrolle des Busses verloren und ist auf den Seitenstreifen gelangt. Das hatte zur Folge, daß der Bus gehörig ins Schleudern kam, der Fahrer den aber glücklicherweise noch abfangen konnte und so einen Unfall verhinderte. Das habe ich zum Anlaß genommen, mich von der ersten Reihe oben, ganz nach hinten in die letzte Reihe zu begeben und von den Sicherheitsgurten Gebrauch zu machen. Passiert ist dann aber bis Asuncion glücklicherweise nichts mehr.
Dienstag, 18.01.2022 – Wieder in Asuncion
Abgestiegen bin ich diesmal im Taguato Hotel, nur ca. 3 km vom Busbahnhof entfernt. Das war mit 9,7 von 10 Sternen bei booking bestens bewertet, hält aber aus meiner Sicht diese Sterne nicht. Eigentlich bin ich in der Innenstadt abgestiegen, um mir nochmals eine der günstigen Brillen machen zu lassen und mal die Motorradhändler hier anzulaufen. Nelli Optik macht einen guten Eindruck und die können mir eine Bifokularbrille, analog der von Encarnacion, bis morgen Abend fertigen lassen. Hört sich gut an. Der Honda Händler ist fast um die Ecke meines Hotels.
Mittwoch, 19.01.2022 – Yamaha, BMW und Suzuki
Diese Niederlassung laufe ich heute an. Da sind ein paar Kilometer zu Fuß zurückzulegen, was mir eigentlich auch nichts ausmacht. Aber bei über 40 Grad fällt einem jeder Schritt schwer. Und so steuere ich immer wieder mal den klimatisierten Verkaufsraum einer Tankstelle an, um mich äußerlich abzukühlen. Für die innere Abkühlung sorgt dann ein Kaltgetränk. Die obigen Niederlassungen finde ich auch alle schnell. Doch die Preise der Motorräder sind fast höher als zu Hause. Selbst die kleineren Enduros kosten 6000 – 8000 US Dollar. Wenigstens meine Brille ist fertig geworden und passt wunderbar. Und mit 60 Euro ein echtes Schnäppchen.
Donnerstag, 20.01.2022 – Wechsel der Unterkunft
Eigentlich wäre ich gerne nochmals rausgekommen aus der Stadt, auf das Land. Aber ich muß hier ausharren und warten auf meine Daueraufenthaltsgenehmigung. Und meine Einwanderungshelferin Evelin meldet sich auch nicht. Aus dem Taguato muß ich raus, da die andere Mieter ab heute haben. Also buche ich für die nächsten drei Tage über booking das “Tu Casa”, ganz im Norden von Asuncion, nur unweit des Silvio Pettirossi Flughafens. Mit dem BOLT Taxi komme ich auch recht schnell und günstig die 17 km dorthin. Der Vermieter Edgar ist untröstlich, da der Vormieter immer noch das Zimmer belegt. Dann fahre ich halt mit Edgar ins nahegelegene Einkaufszentrum, um Mittag zu essen und mir die Zeit zu vertreiben. Am Nachmittag dasselbe Bild. Das Zimmer ist immer noch nicht frei. Und Edgar macht auch nicht wirklich Anstalten, den Vormieter rauszuwerfen. Der muß zum Flughafen am Abend und will sich noch ausruhen, heißt es. Als ich am Spätabend überlege, mir eine andere Unterkunft zu suchen, bequemt sich der Vormieter um halb zehn dann das Zimmer zu verlassen. Bis ich dann rein kann ist es 22 Uhr nachts – und ich bin stocksauer.
Freitag, 21.01.2022 – Isla Francia
Am nächsten morgen nach dem Frühstück haue ich dann auch schon wieder ab und miete mich wieder in der Stadt im Hostel “Isla Francia” ein, ein sehr uriger Backpacker, der von dem Russen Sergej betrieben wird. Und am Abend veranstalten die hier gleich mal ein BBQ mit den internationalen Gästen. Was etwas stört, ist, daß man die Zimmer nicht abschließen kann. Dafür ist die Eingangstür immer zu und muß von Sergej sowohl beim raus- als auch beim rein gehen mit dem Schlüssel geöffnet werden – etwas umständlich, fast wie im Gefängnis!
Samstag, 22.01.2022 – Zeit totschlagen
Heute hat sich endlich Evelin gemeldet und zugestimmt, am Montag mit mir aufs Amt zu gehen und meine Daueraufenthaltsgenehmigung für Paraguay zu holen, sowie die 31 Millionen Guarain, die ich temporär auf der Nationalbank deponieren musste. Am Nachmittag marschiere ich dann mal die paar Häuserblocks zum Supermarkt “Super 6” rüber. Denn die haben immer leckeres Buffet. Die Auswahl ist nicht mehr allzu groß, aber satt werde ich doch noch. Und vor allem kann man hier mal wieder leckeren Salat und Gemüse essen, was bei den Paraguayern so nicht unbedingt auf dem Speiseplan steht.
Sonntag, 23.01.2022 – Noch ein Tag mit nichts zu tun
Um nicht den ganzen Tag im Hostel herumzuhängen, drehe ich zu Fuß noch eine Stadtrunde in östlicher Richtung, dort wo ich noch nicht war. Aber schon nach 15 Minuten bereue ich fast, losgelaufen zu sein. Denn die Hitze ist wieder erdrückend. Instinktiv sucht man beim Laufen jeden noch so kleinen Schatten auf, um nicht übermäßig zu schwitzen. Da läuft man auch gerne mal einen Umweg. Zum Glück gibt es in der Nähe einen “Super 6” Supermarkt, in dem es ein gutes Buffet gibt.
Montag, 24.01.2022 – Wiedersehen mit Evelin
Punkt 9 Uhr treffe ich mich mit Evelin vor der Nationalbank. Da waren wir vor 7 Wochen schon mal. Wieder werden wir am Eingang gefilzt, als wären wir Schwerverbrecher. Drinnen haben wir etwas Zeit für Smalltalk, da wir warten müssen, bis wir an die Reihe kommen. Evelin gibt mir meine internationale Geburtsurkunde zurück und zwei Ausweise: einen von der Kriminalpolizei und der zweite ist die Daueraufenthaltsgenehmigung für Paraguay. Der wichtigste 3. Ausweis ist noch nicht fertig: die Cedula, also der Personalausweis. Den will sie mir nachschicken. Als wir endlich dran sind, bekommt der Bankangestellt die Quittung für die Einzahlung und eine Kopie der Daueraufenthaltsgenehmigung. Ds reicht ihm, um mir meine Kohle wieder auszubezahlen – aber diesmal in US Dollar und nicht in einheimisches Papiergeld! Da müsste ich mir ja noch eine Tasche kaufen, um das alles unterzubekommen! Ich hätte Evelin gern noch auf ein Getränk eingeladen, aber sie hat es eilig wie immer. Andere Kunden warten schon. Also sage ich Tschüss und schon ist sie weg. Ich eile sofort zurück zum Hostel, packe meine sieben Sachen und checke aus. Ein BOLT-Taxi bringt mich schnell zum “Terminal Autobus Asuncion”. Keine Viertelstunde später sitze ich schon im Bus mit Ziel Ciudad Del Este. Sechs Stunden später bin ich dann auch wieder in der östlichen Grenzstadt Paraguays zu Brasilien. Und wieder quartiere ich mich natürlich im Austria Hotel ein, wie schon Anfang Dezember.
Dienstag, 25.01.2022 – Shopping in CDE
Bei meinem ersten Besuch hier hatte ich mir nur die Iguazu-Wasserfälle, den Staudamm und die Umgabung hier angesehen. Aber diese Grenzstadt ist vor allem ein Einkaufsparadies für Paraguayer und Brasilianer. Vermutlich kommen auch viele Argentinier hierher zum Einkaufen. Denn CDE ist eine zollfreie Zone. Unzählige Kaufhäuser, Geschäfte und Straßenhändler bieten hier alles feil, was man sich nur vorstellen kann: echte Designerklamotten in den Läden und gleich davor diesselbe Ware als weitaus günstigere Plagiatsmodelle. Vor allem Elektronikartikel und Handys zu unglaublich günstigen Preisen kann man hier erwerben. Aber mein Gepäck ist begrenzt auf zwei Gepäckstücke. Mehr geht nicht für den Rückflug. Und schleppen mmüsste ich das alles auch noch. Also beschränke ich mich auf ein paar wenige Dinge. Meine Geburtstagsparty hier fällt heute auch flach, denn ich kenne niemanden.
Mittwoch, 26.01.2022 – Auf nach Brasilien
Am Freitag Abend geht mein Flieger von der Partnerstadt von CDE, Foz do Iguazu in Brasilien, nach Sao Paulo, von wo aus ich dann heim fliege. Mit dem Hoteltaxi lasse ich mich dorthin bringen. Die Paraguayische Grenze ist nur einen Kilometer entfernt. Nach der Immigration geht es über die Freundschaftbrücke über den Rio Parana auf die anderen Seite des Flusses, nach Foz. Nur drei Kilometer weiter im Zentrum ist auch schon mein Hostel dort: das “Posada al Shaddhai”. Es hat sehr gute Kritiken bei booking bekommen, kostet nur 15 Euro im großen Einzelzimmer und hat sogar nen Pool.
Donnerstag, 27.01.2022 – Stadtbummel in Foz do Iguazu
Von Paraguay nach Brasilien ist es fast ein Quantensprung. Alles ist viel moderner und sauberer in Brasilien. Und nicht unbedingt mal teurer. Das Leben hier kommt unserer westlichen Welt schon sehr nah. Lediglich mit der Sprache habe ich ein Problem. Denn hier wird portugiesisch gesprochen. Das ähnelt zwar von der Schrift her in vielem dem spanischen, doch die (Aus-)Sprache ist komplett anders. Ich verstehe nur Bahnhof. Das einzig positive ist, daß zumindest die jüngeren Leute teils etwas englisch sprechen können. Im Gegensatz zu spanisch – das kann keiner! Aber umgekehrt ist es auch in Paraguay so: nicht mal in der Grenzstadt CDE verstehen sie portugiesisch.
Freitag, 28.01.2022 – Flug nach Sao Paulo
Den Tag verbringe ich, wie so viele in den vergangenen Wochen, mit herumhängen und warten. Denn mein LATAM Airlines Flug nach Sao Paulo startet erst um 21:30 Uhr nachts. Bis ich dann den Taxiservice meines “Hampton for Hilton” Hotels finde, im Hotel eingecheckt habe und noch einen Absacker an der Bar trinke, ist es doch schon 1:30 Uhr am frühen Morgen.
Samstag, 29.01.2022 – Zurück ins “beste Deutschland aller Zeiten”
Wirklich viel Zeit, das Hotel auszunutzen, habe ich nicht. Denn ich sollte früh wieder am Flughafen sein, um einen SARS-Cov2-Antigentest zu machen, den ich fürs Fliegen brauche. Außerdem muß ich noch online einchecken, die Einreiseerklärung nach Deutschland machen und mich auch noch um mein Rail&Fly-Ticket der Deutschen Bahn kümmern. Seit Corona hat sich der Reisestress bestimmt verdreifacht. Da geht es zu Hause im Home-Office entspannter zu. Aber irgendwann habe ich alles dann doch erledigt, eingecheckt, bin durch die Sicherheitsprüfung und warte am Gate auf den LH 507, der mich in knapp 12 Stunden von Sao Paulo nach Frankfurt zurück bringt.
Paraguay 2021 Landkarte