Du bist hier
2014_mongolei Allgemein 

2014_mongolei

Donnerstag, 10.07.2014 – Von Ulan Ude nach Ulan Bator

Ab heute Nachmittag hat der Rubel ausgerollt – es geht in die Mongolei und da wird mit “Tögrög” gerechnet. Auch das Russisch lernen ist nun endlich vorbei. Hoffe, das wenig gelernte bleibt möglichst lange hängen. Die Entfernung nach Ulan Bator ist weniger als 700 km aber die Fahrt soll bis zu 24 Stunden dauern. Grund sind die ewig langen Grenzabfertigungen sowohl auf der russischen als auch auf der mongolischen Seite. Um 7:24 Uhr wie immer pünktlich verläßt der Zug den Bahnhof von Ulan Ude. Leider gibt’s auf der grenzüberschreitenden Strecke keine “Platskart” (3. Klasse) da es die nur innerhalb Rußlands gibt. Also muss ich 2. Klasse nehmen. Das sind geschlossene 4-Bett Kabinen. In meiner Kabine liegen noch zwei ältere deutsche Frauen einer 6-köpfigen Reisegruppe und ein junger Puerto-Ricaner. Bis zur russischen Grenze in Nauschki fährt der Zug etwa 6 Stunden. Dann müssen alle raus aus den Wagen ins Bahnhofsgebäude und die erste große Warterei heute beginnt. Geschlagene 5 Stunden passiert nichts. D.h. es wurde lediglich die Lok und die Wagen der 3. Klasse entfernt. Unsere drei Personenwagen stehen herrenlos an Bahnsteig 1. Nach den 5 Stunden Warten dürfen wir tatsächlich wieder rein in die Wagen und es kommt ne Rangierlok und hängt uns an. Anschließend kommen doch tatsächlich in kurzen Zeitabständen vier verschiedene russische Grenzbeamte um die Pässe zu kontrollieren. Die letzte Beamtin sammelt die dann ein um sie später abgestempelt zurückzubringen. Nicht jedoch bevor die Zollbeamtin die Wagen kontrolliert hat. Ihr folgt noch der Drogenspürhund. Dann endlich schiebt die Lok die drei Wagen wenige Kilometer weiter rüber in die Mongolei wo rechts und links der Wagen je vier Soldaten salutieren – das nenn ich mal ne angebrachte Begrüßung! Wenige Kilometer weiter an der mongolischen Immigration ist dann erstmal Stop und die zweite große Warterei heute beginnt. Eine mongolische Grenzbeamtin macht Personenkontrolle im Zug und sammelt die Pässe ein. Seit letztem Jahr benötigt man kein Visum mehr für die Mongolei; das bekommt man an der Grenze. Raus dürfen wir nicht. Auch die Mongolen schicken später ihren “Bello” durch die Wagen um nach möglichen Drogen zu suchen. Die Mongolen sind immerhin 2 Stunden schneller als die Russen, d.h. wir warten hier nur 3 Stunden bevor unsere 3 Wagen an einen mongolischen Zug angehängt werden. Der bringt uns dann über Nacht bis nach Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei.

Freitag, 11.07.2014 - Naadam Festival in Ulan Bator

Frühmorgens um 4:30 Uhr werden wir von der Schaffnerin aus den Betten geworfen - letzte Möglichkeit für den Toilettengang bevor diese wieder abgeschlossen werden. Um sechs Uhr läuft dann der Zug in Ulan Bator ein. Zu meiner Verwunderung steht am Bahnsteig schon ein Mongole vom Top-Tour-Guesthouse der mit nem Zettel winkt auf dem mein Name schön säuberlich ausgedruckt ist. Habe das Hostel vor 2 Tagen gebucht aber nicht gesagt wann ich ankomme. Das haben die wohl so herausbekommen, guter Service jedenfalls am Bahnhof abgeholt zu werden. Im Schlepptau habe ich noch meinen Puerto Ricaner, David, denn der hat auch noch keine Bleibe hier. Er zieht doch tatsächlich schon seit einem Jahr um die Welt und will ein weiteres dranhängen! Die Unterkünfte hier sind höchstens halb so teuer wie in Rußland, und ein Frühstück gibt's obendrein. Spätesten jetzt ist man hier in Asien angekommen. Nichts erinnert mehr an Europa oder Rußland.

Ulan Bator oder kurz auch UB genannt hat heute etwa 1 Million Einwohner. Damit lebt hier ungefähr ein drittel der Bevölkerung der Mongolei. Am Stadtrand teilweise sogar noch in Jurtensiedlungen, der runden Zelte die man hier "Ger" nennt. Jurten sagen eigentlich nur die Russen zu diesen Zelten. Die Stadt liegt auf 1300 Metern Höhe und wird von über 2000 Meter hohen Bergen umgeben. Wegen der hohen Talkessellage wird es hier im Winter im Mittel sogar kälter als in Sibirien (-25 Grad).

Warum ich aber unbedingt heute schon in Ulan Bator sein wollte ist das jährlich von 11.-13. Juli stattfindende Naadam Festival. Das sind die Olympischen Spiele der mongolischen Nomaden. Gleich nach dem Frühstück im Hostel machen sich David und ich auf zum Government House wo das Fest mit Pauken und Trompeten eröffnet wird. Anschließend folgt ein Umzug durch die Stadt zum Stadion. Dort findet die Eröffnungs-Zeremonie statt. Das alte, baufällige Stadion ist natürlich schon Wochen ausverkauft. Es fasst höchstens 20000 Zuschauer. Aber in der Mongolei ist es auch nicht anders als bei uns daheim, es blüht der Schwarzmarkt. Nach langem, zähen verhandeln kann ich dann doch ne Karte erstehen die jedoch 5 mal teurer ist als normal. Aber wenn die dann anstatt 3 Euro, 15 kostet kann man das schon mal verschmerzen. Am Anfang wird artig die Nationalhymne gesungen. Damit die auch jeder mitsingt ist der Text auf der Rückseite der Eintrittskarte abgedruckt. Den kennt hier wohl nicht jeder. Die Dame links von mir musste ablesen. Hat sich jedenfalls gelohnt da reinzukommen. Es werden pompöse Aufführungen und traditionelle Tänze mit großartigen Kostümen dargeboten. Rechts von mir sitzt ein Mongole der gut englisch spricht (die sprechen generell besser englisch als die Russen). Der nimmt meine Kamera, fährt den Zoom aus und macht ein Bild von der Haupttribühne. Anschließend zeigt er mir auf dem Bild den Premierminister und den Präsidenten des Landes - die kannte ich bislang nicht. Nach der Eröffnung finden hier im Stadion die Ringer-Wettbewerbe statt. Gleich nebenan in einem kleineren Stadion kann man das Bogenschießen beobachten.

Am Abend in einer Kneipe mache ich noch die Bekanntschaft von zwei interessanten, deutschen Paaren. Die einen fahren mit einem umgebauten LKW und nem Wohnwagen auf der Pritsche um die Welt, die anderen beiden sind mit dem Motorrad von Deutschland hierhergefahren. Da kann ich natürlich nicht mithalten. Spätabends lassen die Mongolen aufgrund der Festlichkeiten noch ein "Höllenfeuerwerk" abbrennen. In der Größe und Intensität habe ich so ein Feuerwerk noch nie gesehen. Die haben wohl alle Feuerwerskörper der Chinesen abgekauft.

Samstag, 12.07.2014 - Naadam Festival in Ulan Bator

Zu den mongolischen olympischen Spielen gehören natürlich auch Reiterwettbewerbe, genauer gesagt Pferderennen. Die finden ab heute etwa 30 km außerhalb der Stadt statt. Man kommt auch mit dem öffentlichen Bus günstig dorthin. Dass die Mongolen die Busse bis zum Anschlag mit Menschen "vollpferchen" hätten wir nicht gedacht. Und dass die Fahrt anstatt einer Stunde fast zwei Stunden dauert auch nicht. Die Fahrt hat jedenfalls keinen Spass gemacht. Die Pferderennen dagegen schon mehr. Hier draußen haben die Nomaden auf einem riesigen Areal ihre Jurten aufgebaut um an den Wettbewerben teilzunehmen. Dazu kommen noch zig tausende Besucher. Tolles Spektakel!

Sonntag, 13.07.2014 - Ruhetag in Ulan Bator

Muss heute dringend mal nen Ruhetag mit weniger Aktivitäten einlegen. Immerhin steht das Finale der Fussball-WM bevor und da sollte man gut vorbereitet sein. Am Spätvormittag laufe ich dann doch die anderthalb Kilometer zum Gandan Kloster dem Zentrum des mongolischen Buddhismus. Die größere Tempelanlage ist nach tibetischem Vorbild gebaut, denn der Ursprung des mongolischen Buddhismus stammt aus Tibet.

Ne gute Woche will ich schon noch in der Mongolei bleiben um wenigstens einen Teil des Landes zu sehen. Denn der Reiz der Mongolei liegt nicht in Ulan Bator sonder in der Natur und der einmaligen Landschaft. Da mein TopTour Guesthouse nicht genügend Leute für ne Tour morgen früh hat, buche ich eine die 6 Tage dauert im Golden Gobi Hostel.

Montag, 14.07.2014 - Deutschland gegen Argentienien 1:0 !!!

Zur unchristlichen Zeit um zwei Uhr in der Früh heißt es heute Aufstehen. Denn das WM-Finale beginnt Ortszeit drei Uhr. Mit nem holländischen Paar zusammen schaue ich mir das im Irish Pub, zwei Häuserblocks weiter, an. Die haben draußen ein großes Zelt aufgebaut und ne riesige Videoleinwand. Als wir ankommen ist es schon "proppevoll". Ziemlich vorne können wir uns jedoch noch dazwischendrängen. Das Public Viewing in der Mongolei läuft genauso wie bei uns daheim ab. Und die allermeisten Mongolen drücken uns Deutschen die Daumen. Da ist es für mich mit meinem Deutschlandtrikot leicht, schnell Freunde und Gleichgesinnte zu finden. Selbst die beiden Holländer halten zu uns. Die Argentinier werden schon bei der Nationalhymne ausgepfiffen. Und es hat wohl auch was gebracht:  1:0 -> Weltmeister !!!   Mehr als 2 Bier will ich mir jedoch nicht genehmigen denn die Tour durch die Zentralmongolei startet um 8:30 Uhr.

Mit wenig Schlaf stehe ich pünktlich um halb neun mit Gepäck vor dem Golden Gobi. Keine fünf Minuten später geht's auch schon los. Mit von der Partie ist die Schweizerin Sarah (die kenne ich schon vom Baikalsee) und deren ungarischer Freund Eda. Außerdem die mongolische Reiseleiterin Zara und ein Fahrer mit unaussprechlichem Namen. Die Fahrt führt westwärts raus aus der Stadt in die mongolische Steppe, in das Khöngnö Khan Uul Nature Reserve. Befestigte Straßen gibt es kaum in der Mongolei. Einen Highway nach Süden zu den Chinesen und einen nach Westen. Von Highway kann man bestenfalls 100 km weit reden. Danach wird die Straße löchrig und schlecht. Schlaglöchern muss unser Fahrer im Schritttempo ausweichen. Die erste Nacht verbringen wir bei einer einheimischen Famile in einer seperaten Jurte (bzw. Ger wie das die Mongolen nennen). Auf dem Programm steht heute noch ein Kamelritt durch die Semi-Gobi Wüste. Das ist ein 80 km langer, nur ein Kilometer breiter Sanddünenabschnitt gleich hier "um die Ecke". Die eigentliche Wüste Gobi befindet sich ganz im Süden an der Grenze nach China. Für die habe ich leider keine Zeit.

Dienstag, 15.07.2014 - Durch die mongolische Steppe

Da wir den Highway schon gestern verlassen haben führt die Fahrt heute stundenlang über unbefestigte, holprige Naturstraßen durch die grüne mongolische Steppe weiter nach Westen. Vorbei an hunderten von Ger's und zahllosen Schaf-, Ziegen-, Yak- und Pferdeherden ist das Ziel der Orkhon Khürkree Nationalpark. Auch hier kommen wir wieder in einem Ger einer Nomadenfamilie unter. In den Ger's wohnen die nur während der Sommermonate von Mai bis September. Ihr Winterquartier ist ein richteiges Haus in einem Dorf. Die Hirten und Cowboys hier haben sich auch schon an das moderne Leben angepaßt. Viel Treiben die Herden nicht mehr auf dem Rücken von Pferden zusammen sondern auf dem Rücken von chinesischen Motorrädern. Auch das Fernsehen hat über Photovoltaik und Autobatterien schon Einzug in viele Jurten gefunden. Ganz zu schweigen vom Mobilfunkempfang - ein Handy hat auch schon jeder.

Unsere heutige Gastfamilie hat  drei weitere Jurten eigens für Touristen. Die sind heute Nacht aber schon alle belegt. Da wandert die 6-köpfige Familie kurzerhand in Zelte aus und überläßt uns deren Betten in ihrem Wohnzimmer. Das nenn ich mal Gastfreundschaft! Das hat auch den Vorteil, daß wir abends mit denen zusammensitzen und auch bei der Herstellung von Käse und Yoghurt zuschauen können. Probieren sollte man hier unbedingt das Lieblingsgetränk der Mongolen, vergorene Stutenmilch. auch wenn's scheußlich schmeckt. Der Yakmilchtee dagegen ist hervorragend. Da greife ich gleich zwei Mal zu. Yak's sind die langen, zottigen Kühe die es vor allem auch in den Bergregionen des Himalaya gibt. Eine Ger (Jurte) hat einen Durchmesser von etwa 8 Metern. Sie ist Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche in einem. Man sollte nicht glauben was da so alles reingeht. Seitlich stehen zwei Betten, hinten ein Schrank mit einem buddhistischen Schrein und einem Bild des Dalai Lama drauf und dazwischen verteilt diverse Kommoden, Kochgeschirr, Waschplatz und natürlich eimerweise Milch und Käse. In der Mitte ein kleiner Tisch mit Hockern und der Ofen mit Kaminrohr der gleichzeitig als Herd dient. Geschlafen wird mit der Kopfrichtung zum Schrein denn man sollte NIE dem Buddha die blanken Fußsohlen zeigen.

Mittwoch, 16.07.2014 - Ausritt in die mongolische Steppe

Da angeblich das größte Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde liegt und es hier nur so von Vierbeinern wimmelt, werden wir heute Vormittag zu dem 3 km entfernten Uraantsatgahn Wasserfall ausreiten. Zunächst erfolgt jedoch eine schriftliche Einweisung des Reitens. Wir müssen in englischer Sprache die 10 wichtigsten Reglen durchlesen und nach Möglichkeit auch befolgen. Als Guide haben wir den 14-jährigen Sohn und die 16-jährige Tochter unserer Gastfamile. Da Sarah und Eda genausowenig Erfahrung im Reiten haben wie ich (bin erst 2 Mal auf nem Pferd gesessen) nehmen unsere beiden mongolischen Guides unserer Pferde zunächst an die Leine. Nach einem Kilometer Eiingewöhnungszeit wird die Leine losgelassen und wir sind auf uns selbst, und vor allem unsere Pferde, angewiesen. Nach ner Weile funktioniert  das mit dem Lenken, Bremsen und Gas geben ganz gut. Zum Beschleunigen gibt man ihm die Hacken und schreit "Tschut Tschut". Zum Anhalten kräftig an den Zügeln ziehen. Auch ein "Brrrrr" hat nicht geschadet. Ein "ruhig Brauner" hat er jedoch nicht verstanden.

Den Wasserfall des Orkhon hätte ich an einem Berg vermutet. Der tut sich jedoch plötzlich in der Steppenebene auf und fällt etwa 40 Meter tief in einen Canyon. Man kann seitlich hinabsteigen und im See des Wasserfalls baden wenn man die maximal 15 Grad Wassertemperatur aushält. Hatten wir für den Hinweg noch 1,5 Stunden benötigt brauchen wir für die Strecke zurück nur die halbe Zeit. Vor allem mein Gaul hat es wohl besonders eilig zum Mitagessen daheim zu sein. Den muss ich immer wieder bremsen weil er ständig vom Trab in den Galopp fällt. Ist jedoch ein tolles Erlebnis wie einst Dschingis Khan über die mongolische Steppe zu Reiten.

Den freien Nachmittag nützen wir für eine 4-stündige Wanderung auf einen der umliegenden Berge. Von hier oben hat man ne tolle Aussicht auf das Hochtal des Orkhon Flusses. Die durchschnittliche Höhe über dem Meeresspiegel beträgt immerhin 1500 m  in der Mongolei.

Nach so einem langen Tag ist man natürlich total verschwitzt und eingestaubt. Von dem Pferdegeruch ganz zu schweigen. Duschen gibt's hier selbstverständlich keine. Aber man kann sich im klaren Wasser des vorbeifließenden Orkhon Flusses waschen. Zum Baden ist der viel zu kalt, aber zum Bier kühlen hat er genau die richtige Temperatur. Denn Kühlschränke haben die hier natürlich auch keine.

 Donnerstag, 17.07.2014 - Tuvkhen Monastry & Hot Springs

Heute heißt es Abschied nehmen von der netten Nomadenfamilie bei denen wir zwei Tage zu Gast waren. Das Ziel ist zunächst der Shiveet-Ulaan Berg im Khangai Gebirge. Die Fahrt dorthin dauert etwa 3 Stunden. Wieder über unbefestigte Steppenpisten. Um dorthin zu kommen müssen wir auch den Orkhon Fluss überqueren. Aber die einzige Brücke weit und breit ist teilweise eingestürzt und nicht passierbar. Ein Stück weiter flussabwärts ist eine Furt. Unser Fahrer traut der Wassertiefe jedoch nicht. Also warten wir bis eine Weile später von der anderen Seite ein Jeep mit Einheimischen den Fluss überquert. Der Dreiviertelmeter Tiefe sollte für uns auch kein Problem sein, und unser vierradgetriebener Mitsubishi "Chamonix" schafft das glücklicherweilse unter tosendem Applaus, ohne dass wir nasse Füße bekommen.

Auf dem heiligen Shiveet-Ulaan Berg liegt das buddhistische Tuvkhen Kloster das auf Anweisung von Zanabazaar, einem direkten Nachfolger von Dschingis Khan im Jahre 1653 gebaut wurde. Es gilt als eine der heiligsten Stätten der Mongolei. Am fuß des Berges muß man das Auto stehen lassen und die 3 km zu Fuß hinauflaufen. Ne schöne Klosteranlage mit Meditationshöhlen und eine umwerfende Sicht auf das umliegende Khangai Gebirge von hier oben.

Die Nachmittagsetappe führt über weitere drei Stunden durch saftige, kniehohe Blumenwiesen. Unser Fahrer, dessen Namen ich mir nicht merken kann, muß öfters anhalten und nach dem richtigen Weg fragen. Er ist ein lustiger Geselle und lacht gern und viel. Ernst wird er nur vor der Durchquerung von Flüssen oder morastigen Stellen. Wenn wir hier stecken bleiben oder einen technischen Schaden hätten, hätten wir ein echtes Problem. Denn hier kommen nur gelegentlich Fahrzeuge vorbei. Das Tagesendziel heute sind die Heißen Quellen von Tsenkher. Eine erfrischende Abwechslung bei abendlichem Sonnenschein in einem dampfenden Pool zu liegen mit der einmaligen Kulisse der mongolischen Berge.

Freitag, 18.07.2014 - Karakorum

Unser heutiges Ziel ist Karakorum, die mittelalterliche Hauptstadt der Mongolei. Dazu wurde sie 1220 von Dschingis Khan ernannt. Sie war damals eine kosmopolitische Stadt mit mongolischen, chinesischen, tibetanischen, indischen und persischen Einwohnern. Außerdem lebten französische, deutsch und russische Kriegsgefangene hier. Nach nur 40 Jahren wurde dei Hauptstadt unter Kublai Khan nach Peking verlegt. Zu sehen ist von der früheren Stadt nichts mehr. Was sich hier zu besuchen lohnt ist das "Erdene Zuu Khid Monastry", das erste buddhistische Kloster der Monolei aus dem Jahre 1586. Wegen schlechtem Wetter verlegen wir die Aktivität nach Drinnen und besuchen das hiesige Museum - die Geschichte der Mongolei.

Untergebracht sind wir heute Nacht wieder in einer Ger bei einer Nomadenfamilie. Wegen der Kälte wird es heute Abend mit dem Ofen beheizt. Der billigste Brennstoff ist jedoch nicht Holz sondern getrockneter Dung der vielen Herdentiere. Das stinkt tatsächlich nicht und brennt erstaunlich gut.

Samstag, 19.07.2014 - Hustai Nationalpark

Das Wetter ist heute genauso schlecht wie gestern - Regen. Auf der Rückfahrt nach Ulan Bator, oder "UB" wie hier alle sagen, machen wir noch einen Abstecher in den Hustai Nationalpark. Dort kann man wilde Pferde beobachten. Die sollen angeblich 2 Chromosomen mehr haben als andere. Die Pferde habe ich gesehen, von den Chromosomen jedoch nichts. Außer nasse Füsse nichts gewesen. Nachmittags um fünf ist dann Ende der sehr interessanten Tour. Mit nem Trinkgeld verabschiede ich mich von unserem Guide Zara und dem Fahrer (dessen Namen ich immer noch nicht kenne). Positiv zu erwähnen ist, daß die Jungs von der Rezeption des Golden Gobi Hostels es doch tatsächlich geschafft haben, mir heute ein Ticket für die Transsib morgen früh nach Peking zu besorgen! Denn die Transsib kommt von Moskau und fährt nur Sonntags diese Strecke. Außerhalb Russlands kommt man nur einen Tag vor Abfahrt an die noch übrigen Tickets ran. Heißt für mich, heute Abend wieder ab in den Supermarkt und Essen für anderthalb Tage Zugfahrt kaufen.

Sonntag, 20.07.2014 - Von Ulan Bator nach Peking

Heute steht die letzte große Etappe der Reise an: Von Ulan Bator in der Mongolei nach Peking in China. Die zurückgelegten Bahnkilometer von Moskau nach Ulan Bator waren 6305. Die letzte Fahrt dauert laut Plan 29 Stunden. Eigentlich nicht mehr erwähnenswert pünktlich um 7:15 Uhr fährt der Transsib Zug ab. Der ist fast voll besetzt. Habe im letzten Wagen noch nen Platz bekommen. Auch diesmal muß ich Coupe fahren (4-Bett Kabinen) da es auf internationalen Zügen keine Platzskart (3. Klasse) gibt. Mit mir im Abteil sitzen noch drei Mongolen von denen die beiden jüngern sogar englisch sprechen. Wie sich später herausstellt ist der ältere Herr der Präsident des mongolischen Shamanismus der mit seinem Sohn und seiner Schwiegertochter unterwegs ist. Die klären mich auch auf was es mit dem Shamanismus auf sich hat - was für Leute man alles trifft!?  Meine Mongolen versorgen mich auch gleich mit selbstgemachten mongolischen Köstlichkeiten. Da hätte ich gar nichts einkaufen müssen.

Nach 2-3 Stunden Fahrt ändert sich die Landschaft. Die saftigen grünen Wiesen weichen einer kargen Steppenlandschaft die später in die Ausläufer der Wüste Gobi übergeht. Hügel sieht man keine mehr. Das Gelände ist topfeben. Die Wüste Gobi ist die nördlichste Wüste der Erde und hat die Größe von Westeuropa. aber nur 2% sind mit Sanddünen bedeckt. Der Temperaturbereich schwankt von minus 30 Grad im winter bis plus 40 Grad im Sommer. Alle Reiseveranstalter in Ulan Bator bieten Touren dorthin an. Aber dazu hätte ich noch ne Woche hier in der Mongolei dranhängen müssen.

Die Eisenbahnstrecke bis zur Grenze ist einspurig und nicht elektrifiziert, d.h. nur rußende und stinkende Dieselloks kommen zum Einsatz. Dieser Abschnitt der Transsib wurde erst 1955 von den Chinesen und den Sovjets gebaut. Um halb fünf nachmittags verteilt der chinesische Schaffner die Zollerklärungspapiere für die Mongolei. D.h. wir sind nicht mehr weit von der Grenze entfernt. Um 18:50 Uhr erreicht der Zug den mongolischen Grenzort Dzamynude. Eine mongolische Grenzbeamtin geht durch den Zug, macht Personenkontrolle und sammelt die Pässe ein. Raus darf keiner. Gleich anschließend gehen zwei Zollbeamte durch den Zug, kontrollieren das Gepäck und sammeln die Zollerklärungen ein um sie später wieder zurückzugeben.

Ähnlich wie an der Grenze von Russland zur Mongolei beginnt jetzt das große Warten. Gute Gelegenheit für ein Nickerchen denn die Nacht an der chinesischen Grenze wird wohl lang. Beim Verlassen des mongolischebn Staatsgebietes stehen wieder Soldaten salutierend da - bei den Chinesen nicht. Die kommen anschließend am Grenzort Erlian in den Zug, machen auch Gepäckkontrolle und sammeln alle Pässe wieder ein. Und ein weiteres mal beginnt das große Warten. Anderthalb Stunden später bekommmt man die Pässe zurück. Doch an eine Weiterfahrt ist noch nicht zu denken. Es muß zunächst ein technisches Problem behoben werden. Denn in Russland und der Mongolei fahren die Züge mit 5 Fuss Spurbreite (1,5m), in China wie sonst in der Welt ist die geringfügig kleiner. Es werden jedoch nicht wie vielleicht erwartet die Passagiere in andere Züge "verladen" sondern die Fahrwerke der Wagen ausgetauscht. Dazu werden die in besonders dafür vorgesehene Umspurhallen rangiert und voneinander abgehängt. Nach dem Lösen der Schrauben werden die Wagen hydraulisch hochgehoben und in einer zweiten Schiene die kleineren Fahrwerke untergeschoben. Zuletzt die Wagen ablassen und mit dem neuen Fahrwerk verschrauben. Die ganze Prozedur daurt ca. 1,5 Stunden. So was hab' ich auch noch nicht gesehen!

Letzte Beiträge

Leave a Comment

Danke! Dein Kommentar wird alsbald veröffentlicht.